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  • Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes


    Al Dschasira: Steigende Quoten, wachsende Kritik

    Die Bekanntheit von Al Dschasira wuchs mit der Zahl der Kriege und Krisen in der arabischen Welt: Vor den Angriffen auf Afghanistan war der kleine Satellitensender aus Katar im Westen praktisch unbekannt. Das änderte sich schlagartig. Heute spielt der Sender längst eine wichtige Rolle in der internationalen Medienlandschaft - oft zum Missfallen der US-Regierung, oft zum Missfallen vieler arabischer Regierungen.

    Von Harald C. Neuber

    Wenn es nach der US-Regierung ginge, sollte der arabische Nachrichtensender Al Dschasira wohl schon lange nicht mehr senden. "Falsche", "anheizende" Berichte - ein Vorwurf, den kein geringerer als der amerikanische Außenminister Colin Powell dem Sender kürzlich in Katar machte. Es war nicht sein erster Versuch, der unliebsamen Berichterstattung Einhalt zu gebieten.

    Kritik auch aus dem arabischem Raum
    Schon kurz nach Beginn des Krieges in Afghanistan war Powell nach Katar gereist, um mit der dortigen Regierung über die Informationspolitik des 1996 gegründeten Senders zu sprechen. In den ersten fünf Jahren seines Bestehens war Al Dschasira von dem Emirat mit einem zinslosen Kredit von 150 Millionen Dollar unterstützt worden, Infrastruktur wurde der Redaktion vom Staatsfernsehen Qatar-TV zur Verfügung gestellt.

    Während die Popularität von Al Dschasira in arabischen Ländern seither ständig wächst, sind auch die Feinde nicht weniger geworden. Nicht nur die US-Regierung ist über den Sender erzürnt, auch aus Algerien, Marokko, Saudi-Arabien, Kuwait und Ägypten hagelte es Kritik, dass politische Dissidenten aus diesen Staaten vor die Kamera geholt wurden. Gerade dafür wurde dem Sender aber auch Lob zuteil.

    Trotz des umstrittenen Programms übersteigen die Einschaltquoten von Al Jazeera mit schätzungsweise 50 Millionen Zuschauern heute die vieler regionaler Stationen und die aus London sendenden und von Saudi-Arabien finanzierten "Arabic Networks".

    40 Prozent der Palästinenser sehen Al Dschasira
    Einschaltquoten sind in vielen arabischen Ländern nicht erhältlich, in den palästinensischen Autonomiegebieten aber erreicht Al Jazeera um die 40 Prozent der Zuschauer. Das ägyptische Staatsfernsehen bezeichnete den Sender als Boulevardprogramm, das sich aus einer "unerträglichen Mischung aus Sex, Religion und Politik" zusammensetze.

    Es mag dem inzwischen erlangten Einfluss des Senders geschuldet sein, dass der ägyptische Präsident Mubarak es sich trotz der Kritik nicht nehmen ließ, die Redaktionsräume am Rande eines Staatsbesuches in Katar 2001 zu besichtigen. Der US-Präsident ist nachtragender: Als George W. Bush vor wenigen Tagen im arabischen Fernsehen zu den Foltervorwürfen gegen seine Soldaten Stellung bezog, wählte er den US-arabischen Sender Al Hurra und die arabische Station Al Arabia.


    Stand: 10.05.2004 18:46 Uhr

    Quelle:
    http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3263776_REF1_NAVSPM1,00.html

  • Die arabische Welt hat eigene VorbilderDatum04.06.2004 15:49
    Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes


    Die arabische Welt hat eigene Vorbilder

    Kann Marokko dem Irak bei der Aufarbeitung der Geschichte als Vorbild dienen? Sonja Hegasy vom Zentrum Moderner Orient in Berlin plädiert zumindest für einen Erfahrungsaustausch.

    Bei den niederschmetternden Nachrichten aus der arabischen Welt fragt sich der Betrachter, wie diese tief traumatisierten Gesellschaften mit der Verarbeitung innergesellschaftlicher Gewalt umgehen? Dabei gibt es noch immer eine gewisse Scheu, psychologische Ansätze zur Erklärung von Handeln für die arabische Welt anzuwenden. Eine solche Herangehensweise scheint in den deutschen Geistes- und Sozialwissenschaften noch immer für die Introspektion reserviert zu sein. Gibt es keine Formen kollektiver Erinnerungsarbeit in der arabischen Welt?

    In einer Reihe von beispielhaften Initiativen von Marokko bis Libanon versuchen Bürger sehr wohl ihre tief gespaltenen Gesellschaften zu einen und den Opfern ein Zusammenleben mit den Tätern zu ermöglichen. Insbesondere Marokko ist Vorreiter. Seit zwei Jahren boomt hier die Literatur ehemaliger politischer Häftlinge: In Autobiographien, Comics, Gedichten, Romanen und Filmen legen sie Zeugnis ihrer Gefangenschaft ab. Zu den bekanntesten Autoren zählen Abraham Serfaty (Haft von 1974-1991) oder Fatna el-Bouih (Haft von 1977-1982). Ihre Zeugnisse sind ein wichtiger Teil der marokkanischen Erinnerungsarbeit. Der Machtwechsel von Hassan II. zu Mohammed VI. eröffnete zum ersten Mal in der Geschichte des Landes die Möglichkeit, staatliche Gewalt systematisch aufzuarbeiten und einen Versöhnungsprozess anzustoßen. Fatna el-Bouih sieht den Machtwechsel von 1999 positiv. In einem Interview mit Susan Slyomovics (MERIP 218, Frühjahr 2001) sagt sie:

    „Als ehemaliger politischer Häftling fühle ich eine enorme psychische Erleichterung und Entlastung seit dem Tod Hassan II., und mir fallen Veränderungen in mir selbst und in Marokko auf. Nur in dieser neuen Ära bin ich wieder wirklich politisch aktiv geworden. Davor habe ich nur geschrieben, jetzt fühle ich mich nützlich. Zum Beispiel sind mein Mann und ich Gründungsmitglieder des marokkanischen "Observatorium der Gefängnisse", ein Verein, der im November 1999 offiziell anerkannt wurde. Ich habe das Gefängnis erlebt und heute möchte ich anderen Häftlingen helfen. Der Verein ist ein Weg für mich, dies zu tun. Wir schreiben Berichte, besuchen Gefängnisse und im letzten Ramadan haben wir Veranstaltungen im Frauen- und Männertrakt der Oukacha-Strafanstalt organisiert. Wir arbeiten an Programmen, die Häftlingen helfen sollen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren, und wir machen Druck, um die Gesetze zu verändern. Die Gefängnisleitungen waren da sehr empfänglich.“

    Erste Wahrheitskommission in arabischem Land

    Marokko ist das erste und bisher einzige arabische Land, in dem eine unabhängige Wahrheitskommission zur Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen gegründet wurde. Opfer gewaltsamer Willkürherrschaft und ehemalige politische Häftlinge organisieren sich in der Wahrheitskommission Forum Verité et Justice. Sie veranstalten sit-ins, Pressekonferenzen, Anhörungen oder Pilgerfahrten zu den ehemaligen Folterzentren. Der Staat reagierte auch: eine königliche Wiedergutmachungskommission wurde eingesetzt. Und obwohl es keinen Regimewechsel in Marokko gegeben hat, sondern nur eine Machtübergabe, leistet Mohammed VI. einen Beitrag dazu, dass Menschenrechtsverletzungen aus der Regierungszeit seines Vaters Hassan II. zugegeben werden. Das ist nicht nur in den Staaten des Nahen Ostens ein schwieriger Schritt für einen Sohn. Nur eine Woche nach dem Tod seines Vaters, also noch innerhalb der 40-tägigen Trauerzeit, verkündete Mohammed VI. einen Gnadenerlass mit verkürzten Haftzeiten für 46.000 Häftlinge und entließ 8.000 Gefangene aus der Haft. Sicherlich gibt es auch viele enttäuschte Hoffnungen seit seinem Machtantritt, aber die bleierne Zeit ist vorbei. So ist es kein Zufall, dass derzeit eine Reihe von politischen Morden aus den sechziger und frühen siebziger Jahren (Mehdi Ben Barka, Omar Benjelloun, Mohammed Oufkir) wieder aufgerollt werden. Neue Zeugen fühlen sich jetzt sicher genug, mit ihrer Version der Geschehnisse an die Öffentlichkeit zu treten. Heute erhalten die Opfer und ihre Familien zum Teil sogar finanzielle Entschädigungen. Einige der politischen Häftlinge aus dem berüchtigten Folterzentrum Tazmamart bekommen eine monatliche Rente von umgerechnet etwa 500 €.

    Vorbild für Irak?

    Die staatliche und zivilgesellschaftliche Erinnerungsarbeit könnte Vorbild für ein Land wie Irak sein. Denn das Regime Saddam Husseins ist viel eher vergleichbar mit dem Hassan II. als mit dem Hitlers. Die in arabischer Sprache erschienenen Selbstzeugnisse geben sicherlich eine für viele Iraker entsprechende Situation wieder. Menschenrechtsorganisationen schätzen die Zahl der Opfer im Irak auf bis zu eine Million.

    Es gibt drei Positionen, wie mit den Tätern umgegangen werden soll: Menschenrechtler fordern, dass sie vor ein internationales Strafgericht kommen und Straftaten dort juristisch geahndet werden. Irakische Oppositionelle haben dagegen die Errichtung einer Wahrheitskommission empfohlen, bei der die juristische Strafverfolgung weniger im Mittelpunkt steht, als der gesellschaftliche Versöhnungsprozess. Die irakische Interimsregierung hat am 15. Juli als eine seiner ersten Amtshandlungen die Einrichtung eines Kriegsverbrechertribunals beschlossen. Da weder der Irak noch die USA den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag anerkannt haben, werden dort keine Verbrechen verhandelt werden können. Ein mutiger Schritt des neuen Regierungsrates wäre es, den Internationalen Strafgerichtshof jetzt anzuerkennen – so würden die Doppelstandards der USA noch deutlicher. Ein internationales Ad-hoc-Tribunal, wie im Fall von Jugoslawien oder Ruanda, wird von irakischen Exilgruppen zurückgewiesen, so etwa von der in London ansässigen irakischen Juristenvereinigung. Salem Dschalabi, Berater der amerikanischen Zivilverwaltung, verweist explizit auf die Entnazifizierung in Nachkriegsdeutschland sowie auf die Arbeit der südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission als Vorbild.

    Andere Formen der Aufarbeitung

    Weltweit gibt es bislang über 30 Präzedenzfälle für Wahrheitskommissionen. Darüber hinaus gibt es weniger offizielle und institutionalisierte Formen, wie z.B. in Äthiopien oder in Nordirland. Diskussionen über die Einrichtung von Wahrheitskommissionen oder ähnlicher semi-offizieller Auseinandersetzungsformen mit innergesellschaftlicher Gewalt gibt es auch in anderen arabischen Ländern. Im Libanon und in Algerien geht es allerdings im Gegensatz zu Marokko oder dem Irak um die Bewältigung eines Bürgerkrieges bzw. bürgerkriegsähnlicher Zustände. Insbesondere im Libanon ist die psychologische Aufarbeitung des blutigen Brudermords zwischen Christen und Muslimen von 1975 bis 1989 weit vorangeschritten. In Algerien ist ein Ende der tagtäglichen Gewalt noch immer nicht abzusehen. Trotzdem gibt es einzelne Nicht-Regierungsorganisationen, die sich um traumatisierte Kinder kümmern oder psychologische Betreuung für Opfer anbieten. 1998 riefen führende Politiker zu einem Kongress der nationalen Versöhnung auf. Zu den Unterzeichnern gehörten algerische Leitfiguren wie der ehemalige Präsident Ahmed Ben Bella, Abdelhamid Mehri von der ehemaligen sozialistischen Einheitspartei FLN und Abdelkader Hachani von der FIS. Mit Hachani rief zum ersten Mal ein in Algerien lebender FIS-Führer zur nationalen Versöhnung auf.

    Im Israel-Palästina-Konflikt versuchen Psychologen Ergebnisse aus der Holocaustforschung für einen Versöhnungsprozess fruchtbar zu machen. Jüngst veröffentlichte die Economic Cooperation Foundation unter Leitung von Yair Hirschfeld lessons learned für die Konfliktbewältigung in Israel-Palästina aus Südafrika. Trotzdem ist diese Art von Erinnerungsarbeit immer auch ein Import aus einer anderen Zeit in einen anderen Zusammenhang. Ein marokkanisch-irakischer Austausch über die jeweiligen Erfahrungen wäre sicherlich wesentlich effektiver als der ewige Fingerzeig gen Westen oder der beliebte Vergleich mit Nachkriegsdeutschland. Kürzlich kamen in Ägypten eine Reihe von arabischen Psychologen zusammen, um die Folgen im Irak zu diskutieren. Selbst wenn es im Irak zukünftig nicht zur Gründung einer Wahrheitskommission im südafrikanischen Sinne kommt, wird es dennoch weniger institutionalisierte Formen von Erinnerungsarbeit geben, um die traumatisierte Gesellschaft aufzufangen. Dabei können alle Parteien sehr wohl von den Erfahrungen ihrer arabischen Nachbarländer lernen.

    Sonja Hegasy

    © Sonja Hegasy 2003

    Dr. Sonja Hegasy ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum Moderner Orient, Berlin

    Quelle:
    http://www.qantara.de/webcom/show_articl...r-9/_p-1/i.html
    http://www.qantara.de/webcom/show_articl...r-9/_p-2/i.html

  • Begnadigung für JournalistenDatum04.06.2004 15:41
    Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes

    Die späte Gnade des Monarchen

    Lange hat Marokkos König Mohammed VI. mit sich gerungen, den regimekritischen Journalisten Ali Lmrabet doch noch freizulassen. Ursprünglich war dieser zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden – wegen angeblicher Majestätsbeleidigung. Martina Sabra mit einem Porträt über den unbequemen Journalisten.

    Monatelang hinter Gittern - Ali Lmrabet

    Es war ein Urteil, das internationalen Unmut erregte: Im vergangenen Sommer war der Herausgeber der satirischen Wochenzeitungen "Demain" (französisch) und "Duman" (arabisch), Ali Lmrabet, zu drei Jahren Haft verurteilt und direkt aus dem Gerichtssaal in die Zelle abtransportiert worden. Fast zeitgleich: drei Jahre Haft für den Journalisten Mohamed El-Hurd, von der Zeitung "Al-Sharq", Oujda, wegen der Veröffentlichung eines Interviews mit einem Islamisten. Damit nicht genug: Es folgten drei weitere Journalisten, mit Haftstrafen von 18 bis 24 Monaten.

    Doch die energischen Proteste internationaler Menschenrechtsorganisation, wie Reporter ohne Grenzen und Amnesty International, waren letztlich von Erfolg gekrönt: Der marokkanische König Mohammed VI. hat inzwischen Ali Lmrabet, Mohammed El-Hourd sowie fünf weitere Medienvertretern, deren Berufungsverfahren noch im Gang waren, begnadigt.

    "Den Mächtigen fehlt der Sinn für Humor!"

    Satirisches Wochenblatt "Demain"

    Aber aus welchem Grund erfolgte die Verhaftung Lmrabet, des letztjährigen Menschenrechtspreisträgers von Reporter ohne Grenzen? Der 44jährige Satiriker Lmrabet hatte unter anderem Kritik an der marokkanischen Westsaharapolitik und an der Feudalmonarchie veröffentlicht. Seine satirischen Wochenzeitungen "Demain" und "Duman", wurden daraufhin verboten. Umgerechnet 2000 Euro Bußgeld sollte Lmrabet zahlen. "Die Mächtigen in Marokko akzeptieren Satire nicht, weil sie keinen Sinn für Humor haben. Man kann keine Scherze über den König machen. Aber das ist doch der Preis, den man für echte Demokratie zahlen muss!", sagt Lmrabet.

    Doch nach der Verurteilung Ali Lmrabets regte sich in Spanien und Frankreich heftiger Widerstand. Ali Lmrabet trat in einen Hungerstreik - insgesamt 50 Tage lang. Die Richter in Rabat setzten daraufhin die Strafe auf drei Jahre herab.

    Trübe Aussichten für Marokkos Pressefreiheit

    Aber auch nach der Begnadigung bleibt die Signalwirkung für die inländischen Medien bestehen: Seit Jahren versuchen die marokkanischen Herrscher, die unabhängige Presse zu gängeln oder ganz zum Schweigen zu bringen: mit Geldstrafen, Gefängnis, Erscheinungsverboten. Im Rahmen der so genannten Anti-Terrorgesetze wurde im Mai letzten Jahres die Pressefreiheit eingeschränkt. Und nach den Bombenattentaten von Casablanca verkündete die Regierung, die Zeit des "laschen Umgangs" mit kritischen Medien sei jetzt vorbei: zuviel Demokratie schade dem Land.

    Viele Journalisten wurden inhaftiert, Lmrabet traf es am härtesten. Aber er wollte sich schließlich nicht einschüchtern lassen, erklärt er: "Man hält uns Journalisten für subversiv. Die meisten marokkanischen Zeitungen und ihre Macher sind doch völlig diskreditiert, weil sie mit den politischen Mächtigen im Bunde sind. Wir dagegen sind glaubwürdig. Die Mächtigen haben Angst, dass wir die Rolle der marokkanischen Monarchie in Frage stellen. Aber warum eigentlich nicht? Eines Tages muss es dazu kommen!"


    Affront für Marokkos König: Karikatur à la Lmrabet


    Die besondere Härte gegen Ali Lmrabet dürfte auch mit seinen persönlichen politischen Beziehungen zu tun haben. Lmrabet, der im ärmlichen Nordmarokko aufwuchs und sich aus bescheidenen Verhältnissen in den diplomatischen Dienst hochdiente, ist befreundet mit Moulay Hisham, einem Cousin von König Mohammed dem Sechsten. Moulay Hisham, auch der "Rote Prinz" genannt, hatte vor einiger Zeit das Regime König Mohammed VI. heftig in aller Öffentlichkeit kritisiert und damit den Zorn des Königs auf sich gezogen.

    Hungerstreik als Mittel des Protests

    Er lebt im Exil in den USA und schreibt viel beachtete Artikel über Reformen in der arabischen Welt – unter anderem auch für die Zeitung Le Monde Diplomatique. Moulay Hisham war es auch, der Ali Lmrabet im Juli überzeugte, seinen Hungerstreik aufzugeben. Lmrabet war kurz davor, ins Koma zu fallen, und hat immer noch gesundheitliche Probleme: er kann Hände und Füße nicht richtig bewegen und mit dem rechten Auge nicht richtig sehen.

    Doch medizinische Betreuung wurde Lmrabet während seiner Haft verweigert. Stattdessen wurde der Journalist systematisch isoliert: Mitgefangene, die es wagten, trotz Verbot mit ihm zu sprechen, wurden verlegt. Rund um seine Zelle wurden insgesamt drei Apparate aufgestellt, die Gespräche per Handy unmöglich machen. Post und Zeitungen erreichen ihn wenn überhaupt mit großer Verspätung.

    Am 30. November trat Lmrabet daher erneut in Hungerstreik – zusammen mit seinem Kollegen Mohamed El-Hurd. Für Ali Lmrabet bedeutete dies einen zwingend logischen Schritt: "Ich denke, für die Meinungsfreiheit muss man leiden. Wenn man historisch zurückblickt, haben die kritischen Geister letztlich immer gewonnen."

    Martina Sabra © Qantara.de 2004

    Quelle:
    http://www.qantara.de/webcom/show_articl...-79/_p-1/i.html

  • Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes

    Gemeinsam gegen rechtliche Diskriminierung und Männergewalt

    Eine Gruppe von Frauenrechts-Aktivistinnen aus dem Maghreb befand sich auf einer Informations- und Fortbildungsreise in Deutschland. Martina Sabra hat die Frauen begleitet.

    Das Patriarchat und die daraus resultierende Gewalt gegen Frauen und Kinder werden sowohl in der westlichen als auch in der arabisch-islamischen Welt zunehmend als Problem gesehen. Und die Frauen, die sich hier wie dort für die Gleichberechtigung der Geschlechter und gegen Männergewalt engagieren, können trotz unterschiedlicher kultureller und ökonomischer Rahmenbedingungen viel voneinander lernen.

    Das waren zwei wichtige Ergebnisse eines intensiven Austauschs zwischen Frauenrechtsaktivistinnen aus Nordafrika und Deutschland, der auf Initiative der Berliner Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin, Köln und Duisburg stattfand. Die Heinrich-Böll-Stiftung (vormals Buntstift e.V.) unterstützt im Rahmen des Projektes "Gesellschaftliche Demokratisierung im Maghreb" seit 1994 unabhängige Frauenorganisationen in Algerien, Marokko und Tunesien, mit dem Ziel, die rechtliche Stellung von Frauen und die Hilfsangebote für weibliche Gewaltopfer in den jeweiligen Ländern zu verbessern. Insgesamt acht Mitarbeiterinnen von Frauennotrufzentren und Frauenhäusern in Algier, Casablanca und Tunis hatten jetzt die Möglichkeit, sich in Deutschland über die allgemeine Situation von Frauen zu informieren, hiesige Ansätze zur Prävention bzw. Bekämpfung von Männergewalt gegen Frauen und Kinder kennenzulernen, und – last not least - deutsche Frauenorganisationen über ihre Projektarbeit sowie über die rechtliche und soziale Situation von Frauen im Maghreb und in der arabischen Welt zu informieren.

    Marokkos Feministinnen wehren sich

    Wie wichtig gerade letzteres ist, daß in Deutschland viel zu wenig über die Situation von Frauen, die Frauenbewegung und den Feminismus im Maghreb bekannt ist, wurde im Verlauf der zehn Tage immer wieder deutlich. Die EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer, die von den Besucherinnen unter anderem nach den Auswirkungen des Mauerfalls auf Frauen in Deutschland gefragt wurde, wollte ihrerseits etwas über die Situation in Nordafrika erfahren, und war überrascht, daß nun auch in Marokko religiöse Fanatiker im Namen der islamischen Moral immer häufiger Frauen attackieren, von verbaler Belästigung bis hin zum Mord. Marokkos Feministinnen wehren sich; doch in Deutschlands Medien wird darüber kaum berichtet. Mit Erstaunen registrierten deutsche Gesprächspartnerinnen auch, daß der Zugang von Frauen zu politischen Posten in Nordafrika zum Teil kontraproduktiv ist. Im marokkanischen Parlament wurde zwar im Sommer 2002 eine Quote für Frauen eingeführt; doch die dreißig Frauen, die im September 2002 ins Parlament gewählt wurden, gehören mehrheitlich zum konservativen und islamistischen Lager. Anstöße zur Reform des frauenfeindlichen islamischen Familienrechtes (Mudawwana) sind von ihnen nicht zu erwarten – im Gegenteil, sie beharren sogar auf der männerdominierten Auslegung der heiligen islamischen Texte. Andere Gesprächspartnerinnen in Berlin und Köln hatten sich nicht vorstellen können, daß in arabisch-islamischen Ländern überhaupt Feministinnen und feministische Projekte existieren. Um so überraschter waren sie zu erfahren, daß die Geschichte der Frauenbewegung in Tunesien bis in die vierziger Jahre zurückreicht, daß das erste Frauenhaus in Algerien 1993 eröffnet wurde und daß in Marokko mehr als ein Dutzend Frauenorganisationen den "Frühling der Gleichberechtigung" ins Leben gerufen haben, eine landesweite Kampagne zur Abschaffung des islamischen Familienrechtes.
    Die Besucherinnen aus Nordafrika ihrerseits waren erstaunt, daß Frauenhandel und Zwangsprostitution in Deutschland stark zugenommen haben und daß neben osteuropäischen Frauen immer häufiger auch Maghrebinerinnen zur Prostitution gezwungen werden. Ebenso neu war für sie die Tatsache, daß in Deutschland seit dem 1. Januar 2002 gewalttätige Männer aus der ehelichen Wohnung verbannt werden können, im Rahmen des sogenannten "Gewaltschutzgesetzes".

    Kein gesetzlicher Rahmen für Frauenhäuser

    Überrascht stellten die Maghrebinerinnen fest, daß Beratungsstellen für weibliche Opfer von Gewalt in Deutschland zum Teil ähnliche Probleme haben wie im Maghreb: was eine Vertreterin des Berliner Modellprojektes SIGNAL über die mangelde Ausbildung von Ärzten und sonstigem Krankenhauspersonal im Umgang mit Opfern häuslicher Gewalt erzählte, kam den Besucherinnen aus Nordafrika nur zu bekannt vor. Beim Besuch des Frauenhauses und der Frauenberatungsstelle des Vereins BORA erfuhren die Teilnehmerinnen, daß wie in ihren Heimatländern auch in Deutschland kein gesetzlicher Rahmen für Frauenhäuser existiert, was sich unter anderem negativ auf die Finanzierung auswirkt.

    Sehr beeindruckt waren die Besucherinnen aus dem Maghreb von der Arbeit der Berliner Interventionszentrale gegen häusliche Gewalt (BIG), ein Modellprojekt, das seit 1995 in enger Kooperation mit dem Berliner Landeskriminalamt aufgebaut wurde, und das darauf abzielt, die Zusammenarbeit zwischen Frauennotrufen, Polizei und städtischen Behörden zu verbessern. Neben Seminaren über telefonische Erstberatung und Krisenintervention sowie über institutionelle Vernetzung und Strategiebildung stand ein zweistündiges Gespräch mit der Kriminaldirektorin Ursula Falkenstern auf dem Programm, die beim Landeskriminalamt Berlin ein großes Fortbildungs-Projekt zur Bekämpfung häuslicher Gewalt koordiniert, in dessen Rahmen bereits mehr als 4000 Polizeibeamte fortgebildet wurden. Die Chancen der Anwendbarkeit in ihrem eigenen Land beurteilte Fella Bourahmani vom Frauennotruf in Algier vorsichtig optimistisch: "Wir wollen gern enger mit der Polizei zusammenarbeiten, aber für die meisten Menschen bei uns symbolisiert die Polizei den Unterdrückungsapparat, und das Gros der Beamten hat kein Interesse, bedrängten Frauen zu helfen. Wenn es uns einmal gelingt, doch einen guten Kontakt zur Polizei aufzubauen, wird der oder die Beamte oft schon bald wieder versetzt. Dann fangen wir von vorn an. Trotzdem macht uns dieses Beispiel Mut."

    Sehr aufmerksam registrierten die Besucherinnen die starke Verankerung der deutschen Frauenbewegung in den Institutionen, und die enorme Ausdifferenzierung der feministischen Unterstützungs- und Beratungsangebote für Frauen. "Die autonome Frauenbewegung ist in Deutschland seit über 35 Jahren aktiv. Wir dagegen stehen noch ganz am Anfang, aber wir können von den Erfahrungen der Frauen in Deutschland eine ganze Menge lernen," sagte Zahra Azirae, Mitarbeiterin des Frauenberatungs- und Dokumentationszentrums CIOFEM in Casablanca.

    Zusammenarbeit möglich

    Die Teilnehmerinnen aus Nordafrika und ihre deutschen Kolleginnen betrachteten ihren Besuch in Deutschland insgesamt als sehr informativ und fruchtbar, zumal viele Organisationen inzwischen mehrsprachiges Informationsmaterial herausgeben und die Sprachbarriere nicht mehr so stark ist wie früher. "Ich finde es großartig, daß die Organisationen wie "Zartbitter" (gegen sexuellen Mißbrauch), BORA, BIG und viele andere Beratungsstellen in Deutschland Broschüren in Französisch und sogar in Arabisch bereithalten," freute sich Halima Jouini aus Tunesien. Und bBeim Studieren der Broschüren allein wird es wohl nicht bleiben: "Ich bin sehr froh, daß wir endlich Ansprechpartnerinnen in Marokko persönlich kennengelernt haben", meinte Schwester Leonie, Mitarbeiterin der Organisation SOLWODI in Duisburg. SOLWODI setzt sich gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution ein. "Es kommen immer häufiger auch Marokkanerinnen zu uns. Oft stehen wir dann mit unseren Fragen allein da. Jetzt kennen wir in Marokko Organisationen, an die wir uns wenden können."

    Martina Sabra

    © 2003, Qantara.de

    Kontakte
    • Heinrich-Böll-Stiftung: http://www.boell.de
    • BIG Berlin: http://www.big-interventionszentrale.de (Info-Broschüre auf Arabisch)
    • ZARTBITTER: http://www.zartbitter.de (Tipps für Kids auf Arabisch)
    • Frauennotruf/Frauenhaus Algier (SOS Femmes en Détresse): c_cejp@hotmail.com
    • Frauennotruf Casablanca (Association Marocaine de lutte contre les Violences à l'égard des Femmes): ecoute@casanet.net.ma
    • Dokumentations- und Beratungszentrum CIOFEM in Casablanca: lddf@iam.net.ma
    • Frauennotruf Tunis (Association Tunisienne des Femmes Démocrates): atfd@planet.tn

    http://www.qantara.de/webcom/show_articl...r-2/_p-1/i.html

  • BücherDatum04.06.2004 15:31
    Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes


    Mahi Binebine: Kannibalen

    Der marokkanische Schriftsteller und Maler Mahi Binebine erzählt in seinem Roman „Kannibalen“, der gerade im Haymon Verlag erschienen ist,

    die Geschichte illegaler Migranten, die am Strand von Tanger darauf warten, dass ein namenloser Menschenschmuggler, dem sie ihre gesamten Ersparnisse anvertraut haben, das Zeichen zum Aufbruch gibt. Es sind ganz unterschiedliche Schicksale, die eine Frau mit ihrem Baby und sechs Männer aus Mali, Algerien und Marokko dazu bringen, ihr Heimatland und ihre Familien zu verlassen, doch alle haben ein gemeinsames Ziel: Ein Leben in Europa, um der eigenen ausweglosen Situation zu entfliehen. Und da sie keine Chance haben, ein Visum für den wohlhabenden Teil der Welt zu erhalten, versuchen sie, auf illegalem Weg in die vermeintliche Freiheit zu reisen.

    Reise in den Tod

    Für die meisten von Binebines Protagonisten wird es eine Reise in den Tod. Wie viele Menschen jedes Jahr versuchen, illegal über die gefährliche Meerenge von Gibraltar nach Europa zu gelangen, ist nicht genau bekannt, aber die Zahl dürfte wohl in die Hunderttausende gehen, und vorsichtige Schätzungen sprechen davon, dass Hunderte dabei ihr Leben lassen. Mahi Binebine hat in seinem Roman Menschen eine individuelle Geschichte gegeben, die sonst nur in Statistiken auftauchen oder in kurzen Meldungen über angespülte Leichen an den Stränden Spaniens.

    Der Schriftsteller als Maler

    Er selbst konnte 1980 legal nach Europa einreisen, um in Paris an der Universität Jussieu Mathematik zu studieren. Nach seinem Studienabschluss im Jahr 1985 arbeitete er acht Jahre lang als Mathematiklehrer und begann in dieser Zeit, sich intensiv mit Malerei und Literatur zu beschäftigen, denn – so sagt er – er hatte Zeit und verkehrte zudem in einem Künstlermilieu in Paris, das ihn inspirierte. Seine Bilder wurden seit 1987 in verschiedenen Ausstellungen gezeigt und sind mittlerweile in öffentlichen und privaten Sammlungen in der ganzen Welt zu finden, u.a. in der ständigen Sammlung des New Yorker Guggenheim Museums. In New York lebte und arbeitete Mahi Binebine zwischen 1994 und 1999, dann kehrte er für vier Jahre zurück nach Paris. Seit 2002 lebt er wieder in seiner Heimatstadt Marrakesch, denn „nach dem Erstarken von Le Pen war Frankreich kein Land mehr für mich“.

    Mahi Binebine malt mit klaren Farben von einer eindringlichen Leuchtkraft. Rote und blaue Farbtöne fließen ineinander und zeigen Umrisse von Menschen, Menschen mit Masken, schattenhafte Silhouetten von Frauen. Frauen spielen auch in seinem literarischen Werk eine wichtige Rolle, Mahi Binebine entwirft sie als starke Persönlichkeiten, die ihren Willen allen widrigen äußeren Umständen zum Trotz durchsetzen.

    "Die Fußkranken des Lebens"

    Es ist Mahi Binebines Kindheit in Marrakesch, wo er 1959 geboren wurde und in einem Haus in der Altstadt aufgewachsen ist, die ihn geprägt hat und die ihm seine literarischen Themen geradezu aufdrängt. Er erzählt die Geschichten der Ausgegrenzten, der Gescheiterten, der „Fußkranken des Lebens“, wie er sie nennt, die das Universum seiner Kindheit bildeten. In seinem ersten Roman „Der Schlaf der Sklavin“ erinnert sich der Ich-Erzähler an Dada, die schwarze Sklavin seiner Familie, die ihm abends, wenn er als Kind nicht einschlafen konnte, ihre Geschichte erzählte, die Geschichte einer schwarzen Frau, die als junges Mädchen zusammen mit ihrem Bruder von Sklavenhändlern geraubt und nach Marokko verkauft worden war, und die über ihr Leben und ihren Körper nie selbst verfügen konnte.

    Mahi Binebines zweiter Roman „Mamayas letzte Reise“ ist eine Hommage an seine Mutter, die die prägende Gestalt seiner Kindheit war. Sie musste ihre sieben Kinder alleine durchbringen, nachdem der Vater die Familie verlassen hatte, und das in dem patriarchal geprägten Umfeld der Medina von Marrakesch. In dem Roman zeichnet Mahi Binebine das Porträt einer alten Frau, die sich auf den Tod vorbereitet und an ihren Sohn denkt, von dem sie nicht weiß, ob er noch lebt oder bereits tot ist.

    Verarbeitung von Familiengeschichte

    Eine Anspielung auf ein trauriges Stück Familiengeschichte, denn Mahi Binebines Bruder Aziz war einer der jungen Offiziere, die nach dem gescheiterten Militärputsch gegen König Hassan II im Jahr 1971 18 Jahre lang in dem Wüstenlager Tazmamart eingekerkert waren, unter Bedingungen, deren Brutalität sich dem menschlichen Vorstellungsvermögen entzieht und die mit Worten kaum zu beschreiben sind.

    Nur die Hälfte der Gefangenen überlebte diese Zeit, Aziz Binebine gehört zu den 28 Überlebenden. Seine Lebensgeschichte hat Mahi Binebines Schriftstellerkollegen Tahar Ben Jelloun als Vorlage für seinen umstrittenen Roman „Das Schweigen des Lichts“ gedient. Für Mahi Binebine selbst wäre es zu schmerzhaft gewesen, die Leidensgeschichte seines Bruders literarisch zu verarbeiten, daher lag es nahe, sie dem Freund Tahar Ben Jelloun anzuvertrauen. Im nachhinein sieht Mahi Binebine dies als Fehler an, auch wenn er Tahar Ben Jellouns Roman für gelungen hält; aber die Freundschaft zwischen den beiden Schriftstellern ist über den Kontroversen um das Buch zerbrochen.

    Mahi Binebine hat mittlerweile fünf Romane geschrieben, die in verschiedene Sprachen übersetzt wurden, der sechste Roman soll im nächsten Januar in Frankreich erscheinen. Er ist nach einer Farbe benannt, die Mahi Binebine liebt - „Terre d´ombre brûlée“, auf Deutsch „Umbraerde“ - und erzählt die Geschichte eines Malers, der in Paris lebt.

    Katrin Schneider

    © 2003 Qantara.de

    Bilder von Mahi Binebine können auf der Webseite der Galerie Al Manar, Casablanca, angesehen werden.

    Auf Deutsch sind von ihm die Romane „Der Schlaf der Sklavin“ (Knaur, 1994), „Mamayas letzte Reise“ (Knaur, 1997) und „Kannibalen“ (Haymon Verlag, 2003) erschienen.

    Quelle: http://www.qantara.de/webcom/show_articl...3/_nr-29/i.html

  • Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes

    Migration
    Ein Schiff wird kommen...

    In Marokko, das demnächst Teil der europäischen Freihandelszone werden soll, wird mittlerweile mehr Geld durch Menschenschmuggel verdient als mit Drogen. Lennart Lehmann mit einer Reportage aus Tanger

    Europa zum Greifen nahe: Luxusliner auf der Straße von Gibraltar


    "Nach Spanien willst Du also...?!", der Mann mit dem Vollbart und der grünen Hippiemütze blickt misstrauisch. Er nennt sich Mohamed. Das ist ein ehrbarer Name und zugleich ein so weit verbreiteter, dass er Anonymität garantiert. Normaleweise fragen ihn europäisch aussehende Personen im Flüsterton nach Haschisch oder Bordellen. "Hast Du keinen Pass?!" fragt er mich.

    Der Ort, an dem Gespräche dieser Art in der Regel geführt werden, ist der "Zocco Chico", ein kleiner Platz in der Altstadt von Tanger. Hier tranken schon Schriftsteller wie Bowles, Burroughs und Choukri ihren Kaffee – und hier rauchten sie auch ihr Rauschgift. Nachbarn treffen sich im Café Central, um gemeinsam Fußball zu schauen oder um Kommentare über die Touristen abzulassen, die hier leicht verunsichert herumlaufen. Kinder stürmen lärmend aus kleinen Gassen hervor, fliegende Händler bieten Zigaretten, Kichererbsen und Uhren feil. Halbstarke auf Motorrollern preschen zwischen den Passanten hindurch, umkurven eine Schwarzafrikanerin, die einen Säugling auf ihrem Rücken trägt.

    Baby als Reisepass

    Alle farbige Frauen, die man in Tanger sieht, tragen ein Kleinkind mit sich herum. "In Europa ist das ist ihr Pass", erklärt Mohamed. "Wenn sie ein Kind haben, dürfen sie nicht abgeschoben werden. Erst bekommen sie ein Kind, dann kommen sie hierher und warten auf das Boot."


    Flüchtlingsboot an der spanischen Küste



    Das Boot! "Patera" nennen sie die starken Außenborder hier, Marke "Zodiak". "Mit dem Zodiak bist du schnell und sicher drüben." Mohamed bietet die Überfahrt für 10.000 Dirham an, das sind 1.000 Euro; die Anzahlung liegt bei 2.500 Dirham. "Wir können jetzt zum Chef gehen. Dort wirst du registriert.

    Wenn 20 Passagiere zusammen sind, geht es los. Bis dahin musst du jeden Abend hier sitzen, bis dich jemand abholt. Am Boot bezahlst du den Rest. Du musst noch ein zweites Set Kleidung mitnehmen. Das ziehst du an, wenn ihr die spanische Küste erreicht habt. Oberhalb des Strandes verläuft die Straße. Du fährst per Anhalter in die nächste Stadt und von da mit dem Bus nach Madrid, Barcelona... Dann bist du frei!"

    Mit Aufpreis einen "Luxusplatz" im Container

    Mohameds Augen leuchten beschwörend und er bietet noch eine weitere Möglichkeit an. "Für 20.000 schmuggeln wir dich in einem Container auf eine Fähre. Das ist sicherer. Wenn du einen Pass hast, besorgen wir dir ein Visum. Das sieht aus wie ein echtes. Alles eine Frage des Geldes."

    Ob seriös oder unseriös, der Menschenschmuggel in Marokko blüht und ist mittlerweile lukrativer als der Drogenhandel. Die Zahlen sind widersprüchlich. Bis zu 5.000 Menschen sollen seit dem Schengener Abkommen beim Versuch, die spanische Küste illegal zu erreichen, ertrunken sein. Allein im Jahre 2002 wurden 13 500 "Boatpeople" von der spanischen Küstenwache festgenommen. 6.000 Minderjährige sollen es laut marokkanischen Angaben nach Spanien geschafft haben. 300.000 Marokkaner leben angeblich bereits dort.


    Angekommen: Flüchtlinge aus Marokko bei Tarifa, Spanien



    Jede Nacht brechen mehrere hundert Menschen in kleinen Booten von der Küste Nordafrikas Richtung Spanien auf. Zum Teil brauchen die kleinen Boote zwei Tage, bis sie das unberechenbare Meer überquert haben. Ausgangspunkte sind Orte entlang der Mittelmeerküste, die Emigranten aus dem südlichen Afrika fast unbehelligt via Algerien erreichen. 3.000 Durchreisende beherbergt allein die Grenzstadt Maghnia täglich, die dort auf jemanden warten, der ihnen den Weg zu einem Boot weist. Auch das ist Business.

    Vom Lockruf Europas

    Auf marokkanischer Seite verlassen vor allem Jugendliche scharenweise ihre Heimat. Und das, trotzdem es in Marokko keinen Bürgerkrieg und keinen Hunger gibt und die jüngsten Wirtschaftsdaten positiver sind, als in Ägypten, Tunesien oder Jordanien. Europa gilt als das verlockende Eldorado.

    Viele kennen märchenhafte Erfolgsgeschichten von Freunden oder Angehörigen, die den Schritt gewagt haben. Einer französischen Studie zufolge träumen zwischen 50 und 70 Prozent aller Hochschulstudenten von einer Karriere in Europa, USA oder Kanada. Sie investieren hunderte von Euro in Aufbaukurse, die für das Studium im Ausland vorbereiten. Nur die Hälfte kehrt in ihr Heimatland zurück.

    Marokkanische Medien schildern täglich tödliche Flüchtlingsdramen und prangern junge Männer an, die ihre Eltern bedroht haben, um an das Geld für die Überfahrt zu kommen. Über die Ursachen des Exodus schweigt man sich aus. Die Zeitung "Maroc Hebdo" attestiert der Nation eine "Identitätsschizophrenie" oder eine "Rette sich wer kann"-Einstellung.

    Dabei ist offensichtlich: Vielen Jugendlichen wird ihr Land zu eng. Hohe Arbeitslosigkeit, keine lukrative Perspektive, Leben auf engstem Raum mit der Familie. Die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit wird unterdrückt: Im letzten Frühjahr wurden 14 Jugendliche wegen "praktiziertem Satanismus" zu Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie der Hardrock-Musik gefrönt hatten. Jährlich sehen sie Millionen vergnügungssüchtige Urlauber aus Europa durch das nordafrikanische Königreich ziehen, ohne selbst die Chance zu haben, den alten Kontinent zu besuchen.

    Und dann der Blick auf die spanische Küste... Die verführerische Aussicht, sich dort als einfacher Kellner über Wasser zu halten, scheint vielen die gefährliche Überfahrt wert. "Man kann mich nicht davon überzeugen, dass illegale Emigration ein Weg in den Tod ist. Auswanderung ist auch ein Weg der Selbstachtung", schildert ein arbeitsloser Akademiker aus Casablanca die Stimmung.

    Gebt uns Geld oder wir geben euch Flüchtlinge!


    Abgeschottet: Grenze zwischen marokkanischem Festland und der spanischen Freihandelszone Ceuta



    Marokko soll demnächst Teil der europäischen Freihandelszone werden. Im Zuge dieser Entwicklung soll ein Tunnel nach Spanien den Warenaustausch erleichtern. Doch die Flut der Emigranten, die an Spaniens Küste schwappt, schürt die Xenophobie vor Ort. Das Verhältnis zwischen Madrid und Rabat ist gespannt.

    Zwar kooperieren ihre Sicherheitsapparate bereits bei der Überwachung der Meerenge von Gibraltar: Im Dezember einigten sich die Länder über die Rückführung illegal eingewanderter Minderjähriger, gemeinsame Patrouillen sollen ab Januar 2004 Jagd auf die Flüchtlingsboote machen. Marokkos König Mohamed VI kündigte im eigenen Land ein verstärktes Vorgehen gegen den organisierten Menschenschmuggel an. Gleichzeitig fordert er aber mehr finanzielle und logistische Unterstützung bei der Grenzsicherung. Manche Spanier fühlen sich von Rabat erpresst.

    Mohamed vom Zocco Chico indessen will sein Land nicht verlassen. "Ich habe mittlerweile ein kleines Haus in den Bergen", erzählt er. "Was soll ich in Europa?" Auf die Frage, was wohl passiert, wenn der Tunnel zwischen Spanien und Marokko gebaut sein wird, antwortet Mohamed mit einem schelmischen Grinsen. "Du kannst ja warten, bis der Tunnel fertig ist. In der Zwischenzeit wirst du aber noch viel Geld für Tee ausgeben!"

    Lennart Lehmann

    © Qantara.de 2003

    http://www.qantara.de/webcom/show_articl...-62/_p-1/i.html

  • Karriere mit KopftuchDatum04.06.2004 15:24
    Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes

    Karriere mit Kopftuch

    In Marokko könnte Nadia Yassine als erste Frau an die Spitze einer islamistischen Bewegung aufrücken

    Von Sonja Hegasy

    Rabat/Salé

    Vielleicht ist das typisch für eine prominente Islamistin (soweit an einer prominenten Islamistin etwas typisch sein kann): Wer von der Marokkanerin Nadia Yassine spricht, der ersten Frau, die Ausicht auf die Führungsposition einer islamistischen Organisation hat, der muss von ihrem Vater sprechen, Abdessalam Yassine, dem greisen Gründervater dieser Bewegung mit Namen „Gerechtigkeit und Wohlfahrt“. Das marokkanische Regime hatte ihn in den siebziger Jahren in die Psychiatrie gesteckt und noch 1990 mit Hausarrest belegt, da er König HassanII. in einem offenen Brief respektlos mit den Worten „Lieber Neffe des Propheten“ angesprochen hatte. Erst im Mai 2000 hob der neue König, MohammedVI., den Hausarrest wieder auf.

    Viele trauen es seiner Tochter Nadia zu, die Nachfolge ihres Vaters anzutreten. Eine Frau an der Spitze einer islamistischen Organisation? Das wäre für die ganze arabische Welt eine Sensation.

    Für Nadia Yassine wäre es vor allem eine sehr heikle Aufgabe. Gerade jetzt: Die 12 islamistischen Selbstmordattentate in Casablanca im vergangenen Mai haben die Islamisten in Marokko in Bedrängnis gebracht. Der Schock über die 45 Toten erschütterte die Gesellschaft. Fast eine halbe Million Menschen gingen kurz nach den Anschlägen auf die Straße. Ein Parlamentsabgeordneter der gemäßigt islamistischen Partei Gerechtigkeit und Entwicklung (PJD), die im Rufe steht, der parlamentarische Arm der Yassine-Bewegung zu sein, wurde in seinem Wahlkreis mit Tomaten beworfen. Männer rasierten sich den Bart ab, um nicht als Fundis zu gelten. Die Jagd auf Islamisten war eröffnet.

    Auch die PJD musste reagieren: Zwar ist sie seit den Parlamentswahlen 2002 die stärkste Oppositionskraft im Parlament, im Prinzip eine glänzende Ausgangsposition. Doch dann kamen die Anschläge. Auf Drängen des Innenministeriums stellte die Partei bei den Kommunalwahlen im vergangenen September nur in einem Fünftel der Wahlbezirke Kandidaten auf. Jetzt sind nur noch 2,5 Prozent der Gemeindevertreter Mitglieder der PJD. „Nur nicht auffallen!“ lautet die Parole der gemäßigten Islamisten, um dem Generalverdacht zu entkommen. Dennoch blieben sie in Großstädten wie Casablanca oder Tetouan eine der wichtigsten politischen Kräfte.

    Auch Nadia Yassine gibt sich harmlos: „Seit 30 Jahren mahnen wir zur Gewaltfreiheit“, sagt sie. „Trotz Verfolgung und Repression haben wir nie zum gewalttätigen Umsturz der Monarchie aufgerufen. Wir sind für niemanden politischer Ansprechpartner.“

    Aber was wollen diese Islamisten dann?

    „Wir sind eine mystische Bruderschaft“, lautet die stolze Entgegnung, ehe Frau Nassine fein säuberlich ihre Arbeit aufschlüsselt. „Zu 80 Prozent“ seien die Aktivitäten ihrer Bewegung „rein spiritueller Natur“; lediglich die übrigen 20 Prozent hätten „politisch-sozialen Charakter“. Ihre Bewegung betreibe eine Alphabetisierungskampagne und konzentriere sich im Übrigen besonders „auf die mystische Tradition, die mein Vater begründet hat“. Von politisch-sozialem Charakter ist zweifellos die beharrliche Kritik der Bewegung „Gerechtigkeit und Wohlfahrt“ am sozialen Ungleichgewicht im Lande. Marokko, sagt Nadia Yassine, ist „keine Monarchie, sondern eine Kleptokratie.“ Nur eine Umverteilung des Reichtums könne das Land voranbringen.

    So sah es schon ihr Vater. In seinem ersten Memorandum an MohammedVI. hat Abdessalam Yassine die Repatriierung des königlichen Privatvermögens gefordert. Genau das verlangt auch die Tochter. Nadia Yassine kritisiert das luxuriöse Leben einiger weniger im Land und die Situation der Mehrheit, die unter der Armutsgrenze von einem Dollar pro Tag leben.

    Hat sie ein Programm? „Nein“, sagt sie, dafür brauchte man genaue Zahlen, und die habe ja noch nicht einmal der Premierminister. Aber auch so ist sie ihres Urteils sicher: „Wenn die Alternative für junge Menschen nur heißt, auf der Flucht im Mittelmeer zu ertrinken oder in Attentaten zu sterben, dann soll man sich nicht wundern, wohin das Land treibt.”

    Ein anderer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Familienpolitik. Zwei Drittel der marokkanischen Bevölkerung sind unter 35 Jahre alt, schon darum ist dies Thema in Marokko wichtig. Doch so nahe Yassine, aus einer westlichen Perspektive betrachtet, in Verteilungsfragen den Linken zu stehen scheint, so konservativ ist sie in Fragen der Familie. Die königliche Reform des Familiengesetzes im Jahr 2001, die es Frauen unter anderem erlaubte, ohne Zustimmung des Ehemannes zu arbeiten, lehnt sie heftig ab.

    Yassine wurde wegen ihres Protests der Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation angeklagt und zu vier Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Auch wenn die gemäßigten Islamisten der PJD die jüngsten, sehr fortschrittlichen Entwürfe zur Familienreform vom Oktober dieses Jahres (ZEIT Nr. 43/03) ausdrücklich begrüßen: Für die säkulare Frauenbewegung Marokkos verkörpert Nadia Yassine Rückwärtsgewandtheit. An einer Konferenz über Frauenrechte in der arabischen Welt würden linke Feministinnen gar nicht teilnehmen, wenn Yassine mit ihnen auf dem Podium säße.

    Dabei betreibt ihre Bewegung auf eigene Weise durchaus eine aktive Frauenförderungspolitik. Ganz ohne Quote sitzen in ihren Führungsgremien 20 Prozent Frauen. Widersprüchlich ist die Partei und die Person: Auf der einen Seite ist Nadia Yassine eine der politisch aktivsten Frauen im Land; auf der anderen Seite protestiert sie dagegen, dass Frauen nach der Scheidung die Hälfte des Besitzes bekommen und bei Wiederheirat das Sorgerecht für ihre Kinder behalten.

    Warum tut sie das? Eigenständigkeit und kulturelle Identität sind die Zauberworte, um derlei Ansichten in der arabischen Welt zu verstehen. Man will modernisieren, man will demokratisieren, aber man will – trotz aller „Kontakte” mit dem Westen – diesen auf gar keinem Fall imitieren oder von ihm gegängelt werden. Nadia Yassine hat einen Teil ihrer Ausbildung an der Mission Française erhalten und profitiert davon. Trotzdem hat sie sich zum antiwestlichen Lager geschlagen. Die ihr nahe stehende PJD wollte Abgängern der Mission vor kurzem sogar die marokkanische Staatsbürgerschaft absprechen. Das sind Auswüchse der leidenschaftlichen Identitätsdebatte vieler Muslime, die sich um alles in der Welt selbst bestimmen wollen.

    Nadia Yassine hat sich damit ausführlich beschäftigt. In ihrem ersten Buch (Alle Segel hoch – der Titel lässt sich im französischen Original auch als Alle Schleier hoch lesen – erschien 2003 ausgerechnet im feministischen Verlag Le Fennec) sucht sie nach den Ursachen für das ewige Unverständnis zwischen Christen und Muslimen. Amerika steht dabei natürlich im Zentrum. Nadia Yassine vertritt die moderate Mehrheitsmeinung der arabischen Welt. „Ich bin weder für die USA noch gegen sie“, sagt sie. „Ich bin für die Vernunft und die Abgewogenheit, und ich glaube nicht, dass die USA ihre Politik auf diesen beiden Konzepten aufbauen. Selbst mit dem nötigen Grad an Zynismus und Realpolitik, den man wohl jeder Politik zusprechen muss, überschreiten sie jede Norm bei weitem.“

    Mit durchaus politischer Absicht hat sie diese Analyse – und nicht ihren ebenfalls abgeschlossenen Science-Fiction-Roman – in diesem Jahr als Erstwerk veröffentlicht. Ihr Vater hatte ihr dringend dazu geraten, damit sie nicht auf die Rolle der unpolitischen Schriftstellerin festgelegt werde.

    Wer also folgt dem 74-jährigen Scheich an der Spitze seiner Organisation nach? Zwar sind auch Nadia Yassines Bruder und Ehemann in der Bewegung aktiv, aber im Zentrum der Spekulationen steht sie selbst. Wird Marokko das erste arabische Land, das eine Frau an der Spitze einer islamistischen Organisation sieht? Das wäre eine Kulturrevolution.

    Gut möglich, dass es dazu kommt, denn für die Frau spricht mehr als für die Männer: Nadia Yassines Charisma, die Professionalität ihrer Öffentlichkeitsarbeit für ihre Bewegung, ihr starker Wille und nicht zuletzt – ihr Machtinstinkt.


    (c) DIE ZEIT 06.11.2003 Nr.46
    http://www.zeit.de/2003/46/N__Yassine

  • Windkraft am Rande der SaharaDatum04.06.2004 15:09
    Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes

    Windkraft am Rande der Sahara


    Mit deutscher Unterstützung setzt die Regierung Marokkos bereits jetzt auf die Windkraft als Energie der Zukunft. Jens Thurau hat die Anlagen in der Nähe von Tanger besucht.


    Traumschön ist die Landschaft hier im Norden Marokkos, östlich von Tanger, an der Strasse von Gibraltar. Die Küstenstrasse windet sich von hier aus in die Berge. Der Bus mit der deutschen Delegation hat schwer zu kämpfen. Journalisten und Experten der Entwicklungshilfe wollen den Modellwindpark Tanger besichtigen.

    "Der Modellwindpark Tanger ist im Rahmen der deutschen Finanzzusammenarbeit mit Marokko finanziert worden und im Jahr 2000 in Betrieb gegangen", erklärt Matthias Schlund von der Kreditanstalt für Wiederaufbau. "Es handelt sich um den ersten Windpark, der hier in Marokko geplant wurde. Er hat dazu beigetragen, dass bewiesen werden konnte, dass hier in Marokko die Nutzung der Windenergie möglich ist und einen Beitrag dazu leisten kann, die steigende Stromnachfrage zu decken."

    Wind wie über der Nordsee

    Marokko besitzt ein gewaltiges Windkraft-Potenzial. Warum das so ist, spürt man oben, am Fuße der Windanlagen. Das Meer ist in der Ferne zu sehen, der Wind weht mit 11 Metern pro Sekunden-Geschwindigkeiten wie mitten in der Nordsee.

    Sieben von deutscher Seite finanzierte Windräder drehen sich hier, ein Schulungszentrum und die 20 Kilometer lange Anbindung an das marokkanische Stromnetz gehören ebenfalls zum Projekt, das vier Millionen Euro gekostet hat. Rund 20.000 Menschen werden mit Strom versorgt. Das Beispiel hat Schule gemacht.

    Größter Windpark mit französischer Hilf

    Gleich nebenan ist mit französischer Hilfe mittlerweile der größte Windpark Marokkos entstanden: 84 Windräder des dänischen Herstellers Vestas erzeugen Strom für über 500.000 Menschen, rund ein Prozent des Strombedarfs des Landes. Stefan Schmitz, Energieexperte im Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit, sieht neben den enormen Windstärken noch andere Vorteile für die Windkraft in Marokko:

    "Einerseits sind die Potentiale sehr gut, der Wind an vielen Küsten der Erde weht sehr gut, und natürlich haben Sie gerade in den menschenleeren Gegenden der Sahara-Randgebiete deutlich weniger Flächennutzungskonflikte. Dort können Sie größere Windkraftanlagen aufbauen, ohne unmittelbaren Einfluss auf Besiedlung und Landschaft zu nehmen."

    Der Wind weht stark und vor allem kontinuierlich. Bis 2010 soll der Anteil der Windkraft an der installierten Gesamt-Kraftwerksleistung bei fünf Prozent liegen. Ein realistisches Ziel, denn die Investitionen rechnen sich, so Wolfgang Kroh, Vorstands-Mitglied der Kreditanstalt für Wiederaufbau.

    "Windenergie verursacht höhere Kosten als konventionelle Energie, hat aber auch einen großen ökologische Vorteile", erklärt er. "Und es gibt Länder wie Marokko oder Ägypten, die sehr gute Windverhältnisse haben, wo wir mit den Produktionskosten sehr nah am kommerziellen Bereich liegen. Das weiter zu entwickeln, ist ein wesentlicher Anlass, hier weitere Förderungen zu bewilligen."

    Gefahr für Zugvögel

    Ganz ohne Belastungen für Natur und Umwelt sind aber auch diese Windräder nicht. Von deutscher Seite ist Franz Bairlein an den Planungen beteiligt. Der Chef des Instituts für Vogelforschung in Wilhelmshaven weist auf die Gefahr hin, die die Räder für Hunderttausende von Zugvögeln bedeuten.

    "Marokko ist eines der wichtigsten Durchgangsländer für Zugvögel auf ihrer Reise von Europa nach Afrika und wieder zurück" so Bairlein. "Windräder werden hier aufgestellt, wo es am kräftigsten weht: auf Bergrücken. Und da verhalten sich die Zugvögel genau so wie über See. Sie überfliegen diese Bergrücken sehr niedrig, so dass sie bedroht sind, in den Schlagbereich der Rotoren zu kommen."

    Und wenn jetzt im Süden Marokkos, an der Atlantikküste, ein weiterer Windpark geplant wird, werden Bairleins Untersuchungen berücksichtigt. Mittels Radarbildern kann der Ornithologe den Vogelzug exakt berechnen, oft genügt es, einige Windräder wenige hundert Meter zu verschieben, schon sinkt das Kollisionsrisiko. Skeptisch zeigt sich Bairlein, ob die Belange des Vogelschutzes beim großen, französischen Windpark vor Tanger berücksichtigt worden sind.

    Aber insgesamt zieht er ein positives Fazit der Zusammenarbeit mit den marokkanischen Behörden. Nach anfänglichem Zögern seien seine Argumente gehört worden. Nicht selbstverständlich in einem Land, dessen Umweltbewusstsein nicht besonders hoch entwickelt ist.

    Marokko stellt Projekt auf Bonner Konferenz vor

    Das ist denn auch für Michael Hofmann, Ministerialdirektor im Entwicklungsministerium, der große Vorteil der Marokkaner: Sie haben den Stellenwert der erneuerbaren Energien für ihr Land begriffen, sie diskutieren ernsthaft auch Gefahren und Grenzen der sanften Energien, sie werden auch auf der Bonner Konferenz präsent sein:

    "Es ist gut zu wissen, dass der marokkanische Energieminister teilnehmen wird an der Konferenz. Wir rechnen fest damit, das Marokko auch einen Stand aufmachen wird am Rande der Konferenz, wo dann einfach vorgeführt wird, was geleistet worden ist, so dass ich von marokkanischer Seite mit großem Engagement rechne."

    Jens Thurau

    © DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2004




    Veröffentlicht: 01.06.2004 - Letzte Änderung: 01.06.200

    Quelle:
    http://www.qantara.de/webcom/show_articl.../_nr-141/i.html

  • Söldner im Dienste des Terrors ?Datum11.05.2004 10:32

    Ausschnitte von anderen Berichten:

    USA: DIE PRIVATISIERTE ARMEE

    Der Krieg im Irak hat einer Branche Wachstum gebracht, die das Licht der Öffentlichkeit meidet: private Militärunternehmen. Sie erledigen diskret, billig und effizient Aufgaben, die bisher den traditionellen Streitkräften vorbehalten waren. Namen wie der der Sicherheitsfirma Blackwater, scheinen aber immer öfter in den Medien auf, da jetzt ihre Mitarbeiter in Straßenkämpfe verwickelt werden, und die dramatischen Bilder über die Fernsehsender laufen. Die staunende Öffentlichkeit erfährt, dass hier oft nicht die amerikanische Armee kämpft, sondern von US-Firmen angeheuerte Privatsoldaten. Bis zu 20 000 von ihnen befinden sich derzeit im Irak, sie sind Bodyguards, Logistiker und Ausbildner für Polizei und Armee. Wer sie kontrolliert, ist völlig unklar. Einen Einblick in das Geschäft mit dem Krieg gibt der amerikanische ABC-Reporter Mike Cerre.

    FRANKREICH: DIE KARRIERE EINES SÖLDNERS

    Söldner gab es schon immer, durch die Ereignisse im Irak aber sind Menschen, die für Geld ihr Leben in Kriegsgebieten aufs Spiel setzen, in den Brennpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Amerikanische Firmen dominieren natürlich dieses Geschäftsfeld im Irak, jetzt hat aber auch eine Firma aus dem Kriegsgegner-Land Frankreich einen Auftrag erhalten. Ihre Leute sind Profis mit Erfahrungen aus vielen Konfliktherden dieser Welt. Ein französisches Kamerateam begleitet einen Söldner der französischen Firma Securexpat in den Irak und fängt die ersten Tage seines Einsatzes ein. Was hat Jean-Philippe bewogen, diesen gefährlichen Beruf zu ergreifen und wie denkt er heute darüber?

    http://tv.orf.at/program/orf2/20040421/310465301/79830/


    Diese Situation erzeugt große Fragezeichen aus der Sicht des Rechts, denn die (nationalen) Verfassungen regeln die Aktivitäten der Streitkräfte und legen ihre Verantwortlichkeit fest. Die nicht uniformierten und irregulären Personen entziehen sich diesen Regeln, und wie in Italien entdeckt wurde, auch ihren nationalen Regierungen. Laut Sole24Ore werden wenigstens 100 Italiener im Irak geschätzt, die dort im Business für Sicherheit arbeiten.“ Sie verdienen gut, nach Informationen zwischen 1000 und 1300 US-Dollar täglich. Die Summe allein weist schon auf die Lebenserwartung hin, die Sicherheitsjobs im Irak versprechen.
    http://www.megraphics.de/Archiv/italia/quattrocchi.html

    KBR ist eines von vielen Unternehmen, die derzeit in Irak tätig sind - mit militärischen Aufgaben, mit Aufgaben, die früher die Armee erfüllt hat Auf zehn US-Soldalen kommt heute ein Angestellter einer so genannten Private Military Company PMC, im Golfkrieg 1991 war es noch einer auf mehr als hundert Soldaten Mit mindestens 11000, vielleicht sogar 20000 Beschäftigten im militärischen und logistischen Bereich stellen die Privaten inzwischen eine größere Truppe als die Briten, die größte nationale Gruppe unter den willigen Koalitionären

    Von der Essenszubereitung, der Wartung von Fuhrpark und Fluggerät bis zur Bewachung der Stützpunkte und dem Training der irakischen Polizei: Bis zu 30 Prozent der militärischen Aufgaben liegen nach Schätzung von Experten in Irak in privater Hand Und nicht nur dort Ob beim Schutz des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, beim Fliegen bewaffneter Aufklärungsflugzeuge in Kolumbien oder bei einem Projekt des US-Heimatschutzministeriums zur Abwehr von Terroranschlägen durch die Sicherung von internationalen Häfen, "überall in der Welt übernehmen inzwischen private Firmen Schlüsselaufgaben bei militärischen Einsätzen", sagt Peter Singer, ein auf dieses Gebiet spezialisierter Sicherheitsanalyst: Als die USA im März 2003 Irak angriffen, sorgten auf den US-Kriegsschiffen Privatfirmen für den Betrieb einiger der kompliziertesten Waffensysteme der Welt "Es ist eine Entwicklung, die nachhaltige Wirkung auf die Art und Weise, wie Regierungen Krieg führen, haben wird", sagt er Singer spricht von der "Privatisierung von Krieg"
    http://www.politikforum.de/forum/archive/27/2004/04/4/55823

  • Söldner im Dienste des Terrors ?Datum11.05.2004 10:18

    Ein paar links


    Bonn International Center for Conversion
    Professor Herbert Wulf betreut ein Forschungsprojekt zur Privatisierung der Streitkräfte
    http://www.bicc.de/


    UN-Sonderberichterstatter über das Söldnerwesen
    Berichte des UN-Sonderberichterstatters Enrique Ballesteros an die UN-Menschenrechtskommission UNHCHR
    http://www.unhchr.ch/html/menu2/i2intmer.htm


    Brookings Institution
    Peter W. Singer ist Mitarbeiter des unabhängigen Forschungszentrums in Washington. Im Mai erscheint sein Buch "Corporate Warriors" zum Thema
    http://www.brook.edu/default.htm


    Andere Artikel:

    Trainer für den Krieg
    http://www.dw-world.de/german/0,3367,1454_A_827450,00.html

    Friedensmissionen als Geschäft
    http://www.dw-world.de/german/0,3367,1454_A_940789,00.html

    Die privatisierte Armee
    http://www.dw-world.de/german/0,3367,1454_A_827416,00.html

  • Söldner im Dienste des Terrors ?Datum11.05.2004 10:09
    Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes

    Söldner im Dienste des Terrors?

    Im Interview mit DW-WORLD warnt der UN-Sonderberichterstatter für das Söldnerwesen, Enrique Bernales Ballesteros, vor dem Einsatz von Privatarmeen im Irak und erklärt, was El-Kaida mit Söldnern zu tun haben könnte.

    DW-WORLD: In der jüngsten Vergangenheit häufen sich Berichte über Söldner im Irak. Es gibt Schätzungen, dass sich dort etwa 15.000 Mitarbeiter von privaten Sicherheitsfirmen aufhalten sollen. Auch eine Italienische Geisel, die vor kurzem erschossen wurde, war Mitarbeiter in einer solchen Sicherheitsfirma. Diese Unternehmen übernehmen Aufgaben, die früher den staatlichen Streitkräften vorbehalten waren. Handelt es sich hierbei um eine neue Form des Söldnerwesens?

    Enrique Bernales Ballesteros: Zu diesen geschätzten 15.000 muss man noch jene dazuzählen, die sich beispielsweise im Kosovo, in verschiedenen Ländern Afrikas oder Südamerikas, wie Kolumbien, aufhielten und noch aufhalten. Da kommt man auf eine Zahl, die mindestens vier mal so hoch liegt. Bei den Armeen, die über private Sicherheitsfirmen organisiert werden, können wir von einem neuen Typus des Söldnertums sprechen. Es geht hier nicht um die klassischen Söldner, jene Glücksritter, die wie Rambos während der Unabhängigkeitskriege in Afrika wüteten. Wir sprechen hier von etwas viel ausgefeilterem, einem extrem gefährlichen Phänomen für die Staaten. Solche Unternehmen, die überall auf der Welt Sicherheit verkaufen, werden nicht nur mit ungeheuer viel Geld bezahlt. Gehen Sie doch mal nach Sierra Leone und schauen Sie sich an, was diese Unternehmen am Diamantenhandel verdient und wie sie dort die Wirtschaft beeinflusst haben. Sie halfen nicht beim Wiederaufbau, im Gegenteil, sie verlängerten die Konflikte.

    Viele private Militärfirmen sehen sich keineswegs als Söldnerfirmen. Warum sind sie so gefährlich?

    Weil hier der Krieg privatisiert wird. In meinen Berichten für die UNO habe ich immer klar gemacht, dass man diese Unternehmen nicht grundsätzlich verbieten sollte. Sie können bei der Logistik, bei Material- oder Lebensmitteltransporten effektiv eingesetzt werden. Verbieten sollte man aber sehr wohl die Firmen, die Privatarmeen aufstellen. Diese Armeen dürfen auf keinen Fall die staatlichen Streit- und Polizeikräfte ersetzen.

    Greifen Ihrer Kenntnis nach diese Firmen in Kampfhandlungen im Irak ein?

    Die Situation im Irak ist äußerst komplex. Irak ist ein Land, das gegen das Völkerrecht besetzt ist. Es geschehen dort sehr seltsame Dinge, häufig verbunden mit der Verletzung von Menschenrechten. Verletzt werden nicht nur die Rechte des irakischen Volkes, sondern auch die von Hunderten Soldaten, die unter dem Vorwand, für Sicherheit und Befriedung des Iraks zu sorgen, dorthin geschickt wurden, aber in Wirklichkeit für die Verlängerung des bewaffneten Konfliktes missbraucht werden. In diesem Rahmen gibt es auch Unternehmen die unter dem Vorwand des Wiederaufbaus als Sicherheitsdienstler auftreten und zum Beispiel Ölfelder sichern. Ich kann allerdings nicht sagen, dies oder jenes Unternehmen beschäftigt Söldner, da fehlt es an Information.

    Genügt das bestehende Völkerrecht aus, um das Phänomen zu regulieren?

    Nein. Es gibt zwar ein sehr gutes Gesetz in Südafrika, das es Südafrikanern verbietet, in Militärfirmen zu arbeiten, die Privatarmeen aufstellen. Es gab einen Gesetzesentwurf in Großbritannien. Aber es gibt keine internationale Regelung. Ich untersuche das Thema der privaten Sicherheitsfirmen seit 1996 und habe darauf hingewiesen, dass sie sehr gefährlich sein können, da sie gesetzliche Lücken im internationalen Recht ausnutzen.

    Lesen Sie im zweiten Teil, warum es zwischen Terroristen und Söldnern eine Verbindung gibt.
    http://www.dw-world.de/german/0,3367,1454_A_1176818_1_A,00.html

    Wie steht die UNO im Moment zu dieser Situation?

    Ich werde mein Mandat in diesem Jahr nach 17 Jahren beenden. Ich habe einige Vorschläge bezüglich der privaten Sicherheitsfirmen gemacht, zum einen auf der Ebene des Menschenrechtsausschusses der UNO und zum anderen vor der Generalversammlung. Zunächst hat man meine Einschätzungen nicht berücksichtigt, doch in den letzten Resolutionen haben sowohl die Generalversammlung als auch der Ausschuss dieses Thema mit aufgenommen und meine Position unterstützt. Was fehlt, ist ein politischer Wille gemeinsam mit der UNO eine größere operative Handlungsfähigkeit auf diesem Gebiet zu ermöglichen.

    In Ihrem letzten Bericht haben Sie davon gesprochen, dass es eine Verbindung zwischen Söldnertum und Terrorismus gibt. Was genau haben Sie damit gemeint?

    Gemeinhin geht man davon aus, dass Terror von Fanatikern ausgeübt wird, die die Wertschätzung ihrers eigenen Lebens und das anderer verloren haben. Das ist gut möglich. Aber es ist auch folgendes denkbar: Wenn eine Gruppe das Ziel verfolgt, möglichst viel Terror zu verbreiten, dann braucht diese Gruppe dafür militärisches Fachwissen, über das ein Fanatiker nicht verfügt. Terrorismus ist häufig mit dem Drogenhandel verflochten und die Terror-Organisationen verfügen über so viele finanzielle Mittel, die es ihnen ermöglichen, sich von Experten für Terrorakte ausbilden zu lassen. Diese Möglichkeit ist realistisch. Aus der Betrachtung verschiedener Terroranschläge kann man schließen, dass Terroristen für ihre Planung und Training Söldner anheuerten.

    Zum Beispiel?

    Ich habe keinen Beweis, aber denkbar ist auch das: Die genaue Betrachtung der Anschläge des 11. September lässt vermuten, dass die Täter offensichtlich militärisch geschult worden sind und dass sie dieses militärische Training, nicht von Al-Kaida sondern von Leuten mit militärischen Fachkenntnissen in den USA selbst erhalten haben könnten. Wir wissen noch sehr wenig über den Terrorismus. Die internationalen Organismen müssen verstehen, dass terroristische Organisationen sehr viel intensiver untersucht werden müssen und zwar mehr über strategische Geheimdienstarbeit und Infiltration als über Krieg.

    Sie haben 17 Jahre als Berichterstatter gearbeitet. Ist Afrika weiter Tummelplatz für Söldner?

    Seit Mitte 2002 werden zum Beispiel immer wieder Söldneraktivitäten an der Elfenbeinküste angezeigt. Aber grundsätzlich gilt: Jeglicher bewaffneter Konflikt zieht Söldner unterschiedlicher Coleur an. Nehmen Sie Kolumbien, auch hier gibt es Söldner. Es ist offensichtlich, dass die FARC-Rebellen Söldner angeheuert haben, um Waffen zu kaufen und zu transportieren. Ein bekannter Fall ist die Aktion jordanischer und russischer Söldner, die über FARC-kontrolliertem Gebiet mindestens 10.000 Gewehre neuester Generation abwarfen.

    Der Peruaner Enrique Bernales Ballesteros ist seit 1987 Berichterstatter der Vereinten Nationen für das Söldnerwesen. Sein Mandat endet offiziell im August 2004. Der Sonderberichterstatter ist beim Amt des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) angesiedelt.

    Das Interview führte Steffen Leidel

    http://www.dw-world.de/german/0,3367,1454_A_1176818_2_A,00.html

  • Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes

    Nachdem jetzt soviel über die Misshandlungen im Irak diskutiert wird, sollte doch klar sein, dass es nie einen sauberen Krieg und Nachkriegszeit geben wird.
    Wer hier von einzelnen spricht hat die Situation nicht verstanden.

    Es gibt ein sehr interessantes Experiment, das in den USA an der Universität Stanford im Jahre 1971 stattfand:

    Stanford Prison Experiment
    ( Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft.
    Durchgeführt an der Stanford Universität )
    Prof. Dr. Philip G. Zimbardo


    Eine der Schlussätze lautet:
    "Und was Strafvollzugsbeamte anbetrifft, so stellten wir fest, wie leicht normale Menschen vom guten Dr. Jekyll zum schlechten Mr. Hyde verwandelt werden können."

    Das Experiment sollte ursprünglich 14 Tage gehen, und fand unter realen Gefängnissituationen statt.
    Nach 6 Tagen musste abgebrochen werden.

    "Ich beendete die Studie vorzeitig aus zwei Gründen. Zum einen hatten wir durch die Videobänder mitbekommen, dass die Misshandlungen der Gefangenen nachts, wenn die Strafvollzugsbeamten davon ausgingen, dass sie nicht von den Wissenschaftlern beobachtet würden und die Untersuchung "aus" wäre, eskalierten. Ihre Langeweile trieb sie zu immer pornographischeren und entwürdigenderen Misshandlungen"

    Die Aufzeichnung dieses Experiments ist auf folgender Seite nachzulesen:

    http://www.prisonexp.org/german/indexg.htm

  • Der Klub der MittelmeerfreundschaftDatum07.05.2004 10:36
    Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes

    Der Klub der Mittelmeerfreundschaft

    Das Mittelmeer im Blick



    Stabilität und der Kampf gegen Terror stehen beim Treffen der EU-Außenminister mit Vertretern der Mittelmeeranrainer am 5. und 6.5. in Dublin auf der Agenda.

    Nur einen Tag nach dem Treffen des Nahost-Quartetts in New York sind die europäischen Außenminister und ihre Gegenüber aus den Mittelmeerstaaten Türkei, Libanon, Jordanien, Syrien, Israel, Ägypten, Tunesien, Marokko und Algerien im Dubliner Schloss zusammengekommen. Die Zustimmung der Europäischen Union im Rahmen der Vierergruppe zum einseitigen Abzug Israels aus dem Gaza-Streifen, dem so genannten Sharon-Plan, wird bei den arabischen Partnern sicher auf Kritik stoßen und die aktuellen Gespräche belasten. Seit der "Mittelmeer-Dialog" 1995 in Barcelona gestartet wurde, wird er stets von dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern belastet. Das gesteht auch Diego de Ojeda zu, der Sprecher des EU-Außenkommissars Chris Patten. Aber trotz der Instabilität des politischen Umfelds "macht der Barcelona-Prozess in einigen Bereichen, die nicht so augenfällig sind bei der politischen Umgestaltung der gesamten Region, Fortschritte."

    "Gemeinsame Interessen"

    Diego de Ojeda meint damit eine Vielzahl von Projekten, die die EU in den Mittelmeerstaaten finanziert, um den Aufbau demokratischer Strukturen und wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Die EU fördert Studenten- und Jugendaustausch, Ausgrabungen, Dorfsanierungen oder Filmprojekte. Dafür gibt die EU jedes Jahr rund eine Milliarde Euro aus. Kritiker meinen, der Barcelona-Prozess laufe viel zu langsam und bringe vor allem nicht die gewünschten politischen Ergebnisse, sprich eine Demokratisierung der nordafrikanischen und nahöstlichen Länder. Entwicklungshilfe-Kommissar Poul Nielson weist diese Kritik zurück. Politische und wirtschaftliche Reformen könnten nicht aufgepfropft werden. "Erfolgreiche Kooperation gedeiht nur auf der Grundlage gemeinsamer Interessen unter gleichen Partnern", sagt Nielson.

    Der amerikanische Präsident George W. Bush hatte im letzten Herbst eine Nahost-Initiative angekündigt, die eine schnelle Demokratisierung zum Ziel hat und effizienter sein soll als der EU-Mittelmeer-Dialog. Doch die Fachleute in der EU-Kommission verweisen darauf, dass es aus der US-Regierung bisher außer kräftigen Absichtserklärungen keine konkreten Vorschläge gegeben habe. Die arabischen Staaten, allesamt keine Demokratien im westlichen Sinne, weisen die forschen US-Pläne zurück. Der Außenbeauftragte der Europäischen Union, Javier Solana versucht nun, die Mittelmeer-Partner bei der Stange zu halten und gleichzeitig die USA nicht zu verprellen. Das sei ein schwieriger Spagat, meint ein EU-Diplomat.

    Mehr Geld, als ausgegeben werden kann

    So konzentrieren sich die Außenminister darauf, guten Willen zu zeigen und das Scheckbuch zu zücken, ohne großartige Gegenleistungen zu fordern. Doch auch die Abwicklung der Projekte in den Mittelmeerstaaten läuft zäh ab, meist steht mehr Geld zur Verfügung als ausgegeben werden kann. Kommissionssprecher Diego de Ojeda: "Wir geben soviel aus wie wir können. Das sorgt für schnellere Ergebnisse."

    Da viele der islamistischen Attentäter, die in Madrid im März und auf Djerba 2002 zuschlugen aus Marokko und Algerien stammen, drängt die EU auf eine bessere Zusammenarbeit bei der Terrorbekämpfung. Lobend wird von der EU anerkannt, dass Marokko unmittelbar nach den Anschlägen in der spanischen Hauptstadt Ermittler entsandt hat und bei der Aufklärung der Tat hilft, anders etwa als Saudi Arabien nach den Anschlägen vom 11. September.

    Die Pläne und die Demographie

    Ein weiteres Ziel der EU ist es, die Einwanderung oder die illegale Flucht aus den Maghreb-Staaten nach Europa zu steuern und klein zu halten. Die demographischen Fakten machen das jedoch zunehmend unwahrscheinlicher. Die Bevölkerung im armen Süden wächst zehnmal schneller als im reichen Norden. Bis 2025 wird die Einwohnerzahl in den südlichen Mittelmeerstaaten auf 328 Millionen angewachsen sein, davon rund 40 Millionen Jugendliche, die in Europa auf Arbeitssuche gehen wollen, schätzen die Vereinten Nationen. Gerade den Jugendlichen müsse, so betont Bundesaußenminister Joschka Fischer immer wieder, eine Perspektive im eigenen Land gegeben werde. Das sei auch ein Mittel, um eine zunehmende religiöse Radikalisierung zu verhindern.

    Um die Wirtschaft im Mittelmeer-Raum anzukurbeln hat die EU mit allen Anrainern inzwischen Assozierungsabkommen geschlossen. Die ursprünglich angestrebte Einrichtung einer Freihandelszone im Jahr 2010 steht allerdings noch in den Sternen. Vor allzu hochfliegenden Erwartungen warnt auch EU-Entwicklungshilfe-Kommissar Poul Nielson. Beitrittswünschen, wie sie ab und an zum Beispiel von Maghreb-Staaten angedeutet werden, erteilt er eine Absage: "Zwar schließen wir die Türen nicht, aber es geht nicht um künftige Erweiterungen."

    Libyen willkommen

    Als letzter Staat im Klub der Mittelmeerfreundschaft fehlt Libyen. Nach dem Besuch des libyschen Revolutionsführers Muammar al Gaddafi in Brüssel im April stehen alle Ampeln auf grün. Die EU-Außenminister begrüßen den Wunsch Libyens im Barcelona-Prozess mitzumachen. Noch bremst die libysche Seite, denn zum Barcelona-Prozeß gehören Bekenntnisse zu wirtschaftlichen und staatlichen Reformen sowie zur Einhaltung der Menschenrechte. Diese Forderungen müssten, so hieß es aus Tripoli, der Hauptstadt der sozialistischen Republik, noch dem Volkskongress und anderen Gremien vorgelegt werden.

    Bernd Riegert

    Quelle:
    http://www.dw-world.de/german/0,,1454_A_1191083_1_A,00.html

  • FOLTERVORWÜRFE

    Empörung über die Empörung

    Von Marc Pitzke, New York

    Amerika reagierte nur spät und auffallend verhalten auf die Folterberichte aus dem Irak. Das Wort "Folter" taucht in den meisten Medien bis heute nicht auf. Viel lieber widmen sich die Zeitungen den üblichen Heldenstorys wie der des gefallenen US-Footballstars Pat Tillman.

    AFP
    Folter-Bilder im Fernsehen: US-Medien sind auffallend zurückhaltend
    New York - Die "New York Times" brauchte geschlagene drei Tage, um sich zu einem Leitartikel durchzuringen. Und auch dann, mit ihrem gestrigen Kommentar zum "Alptraum von Abu Ghureib", übte sich die fraglos beste Zeitung der Welt im verbalen Eiertanz. Sie beklagte zwar, dass die Foltervorwürfe gegen das US-Militär einen "enormen Sieg" für die "antiamerikanische Propaganda" der al-Qaida-Terrorknechte darstellten.

    Das Kunststück aber: Das Schlüsselwort "Folter" benutzte das Blatt nur einmal, indirekt, in einem beiläufigen Hinweis auf die blutige Geschichte dieses ehemaligen irakischen Regimegefängnisses.

    Das ist offenbar redaktionelle Sprachregelung. Seit Bekanntwerden des Skandals um das Gefängnis Abu Ghureib bei Bagdad jedenfalls hat die "New York Times" - die dies erst meldenswert fand, nachdem US-Präsident George W. Bush reagiert hatte - das Wort "Folter" ausdrücklich vermieden (im Gegensatz zu ihrer Pariser Tochter "International Herald Tribune", die sich der europäischen Empörung anschloss).

    Stattdessen schreibt die "Times" vorsichtig von "Misshandlung", "Sadismus" und "Erniedrigung", und selbst das nur durch das Schutzadjektiv "angeblich" abgeschwächt. Und die Folterfotos, die um die Welt gingen, vergrub die Zeitung ganz auf Seite fünf.

    Längst überholte Halbdementis


    IN SPIEGEL ONLINE

    Al-Qaida: Aznar hat die Gefahr unterschätzt (04.05.2004)
    Nahostpolitik: Ex-Diplomaten prangern Bush an (04.05.2004)
    US-Folter im Irak: "Schau dir diese Tiere an!" (03.05.2004)
    Misshandlungen im Irak: Bush fordert harte Strafen für Folterer (04.05.2004)
    Söldner im Irak: US-Armee lässt Folterer mit Rüge davonkommen (03.05.2004)


    Dahinter scheint mehr zu stecken als das übliche Credo zu "Akkuratesse und Fairness" allein, mit dem sich die "New York Times" seit jeher alle Gefühlsaufwallungen verbietet. Denn auch die anderen US-Medien reagierten auf die Vorfälle von Abu Ghureib, die Amnesty International klipp und klar als "ein Muster von Folter" einordnet, erst spät und mit ähnlicher Verwirrung und Unentschlossenheit: Während die meisten TV-Abendnachrichten - vornehmlich CNN und CBS, das die Fotos hier als erster veröffentlichte - mit den Vorwürfen und dem "Ripple Effect" in der arabischen Welt aufmachten, spielten vor allem viele US-Zeitungen die Sache als lästiges Randthema herunter und regten sich eher darüber auf, dass sie sich anderswo so darüber aufregen.

    Die große Ausnahme blieb bisher das Magazin "New Yorker", das mit einer sauber recherchierten Geschichte über das Unterdrückungs- und Verhörsystem im irakischen Gefängnis glänzte und in der Folter-Affäre viele neue Details lieferte.


    Online-Ausgabe der "New York Times": Das Wort Folter vermieden
    Die auflagenstarke "USA Today" konzentrierte sich gestern dagegen auf die Beschwichtigung des US-Generalstabschefs Richard Myers, bei den Vorfällen handele es sich um "schändliche" Ausnahmen. Das Bush-freundliche "Wall Street Journal", das die Geschichte in seine bleiernen Innenseiten verbannte, schoss gleich doppelt zurück: Amnesty sei ja immer schon bekannt dafür gewesen, "Amerika im schlechtesten Licht darstellen zu wollen"; außerdem sprängen die USA sowieso "mit den meisten verhafteten Irakern zu sanft um".

    Starker Tobak. Doch auch die Meinung machenden US-Boulevardblätter, allen voran die "New York Daily News" und die "New York Post" mit ihren insgesamt 1,5 Millionen Lesern, sahen in der Folter von Abu Ghureib wenig Nachrichtenwert: Die "Daily News" versteckte die Meldung auf Seite 22, die "Post", herausgegeben von Bush-Kumpel Rupert Murdoch, quälte sich das längst überholte Halbdementi ab ("Nur eine Handvoll haben misshandelt"). Saftigere Titel-Schlagzeilen machten dagegen die Flucht des im Irak entführten US-Truckers Thomas Hamill und die Helden-Trauerfeier für den an der Afghanistan-Front gefallenen Ex-Footballstar Pat Tillman, der einen Millionen-Profivertrag sausen ließ, um "mein Land zu verteidigen".

    Rügen für die Unterlinge

    AP / The New Yorker
    Scheinhinrichtung: Lieber Softie-Themen
    Selbst die zwei großen, unabhängigen US-Nachrichtenmagazine "Time" und "Newsweek" widmen sich diese Woche in ihren Coverstorys lieber zwei Softie-Themen: der femininen Gesundheit und den "Geheimnissen des Teenager-Hirns". Nur der "New Yorker", dessen Bericht über die Details des Skandals am Wochenende mehr in Europa denn in den USA für Wirbel gesorgt hatte, ist hier nun auch am Kiosk zu haben: "Folter in Abu Ghureib", titelt das Magazin über dem Report des investigativen Journalisten Seymour Hersh und jenen Farbfotos, die schnell zu optischen Ikonen moderner Kriegsgräuel mutiert sind.

    Die kühle Reaktion vieler US-Medien entsprach der offiziellen Linie hier. In Washington beschränkten sich Weißes Haus, Pentagon und State Department auf wohlklingende, doch wenig sagende und noch weniger bindende Verlautbarungen. Etwa die bemerkenswerte Versicherung von Regierungssprecher Scott McClellan, man werde "angemessene Aktionen gegen diejenigen ergreifen, die für diese beschämenden, abstoßenden Akte verantwortlich sind".

    Diese Versicherung war unter anderem deshalb bemerkenswert, da das Militär intern ja schon seit Januar ermittelt, die ersten "Rügen" gegen sieben (nicht mal direkt beteiligte) Unterlinge aber erst erfolgten, als die Geschichte publik geworden war, und die Hauptverantwortliche, die damalige Gefängniskommandantin Janis Karpinski, bisher mit einer "Ermahnung" davon kam. Der Präsident selbst, der sich "angeekelt" gezeigt hat, hielt sich gestern gänzlich aus dem brisanten Thema heraus; er war auf Wahlkampf-Bustour im Mittleren Westen.

    44 Prozent für Folter

    AFP
    Foltergefängnis im Irak: "Ich bin ein bisschen enttäuscht"
    Ähnlich verhalten-lakonisch wie in den Medien schien auch das Echo beim Volk. Typisch für das Schulterzucken vieler Amerikaner war wohl der Ausspruch einer Frau namens Dixie Long aus dem Landkreis Cumberland im Bundesstaat Maryland, aus dem die meisten der inkriminierten Reservisten der 372. Militärpolizeikompanie stammen: "Ich bin ein bisschen enttäuscht" war das Äußerste der Gefühle, das sich die Dame von der "New York Times" auf die Folterbilder entlocken ließ. "Heimat hält Soldaten die Treue", resümierte die konservative "Washington Times".

    "Ich werde nie, unter keinen Umständen, glauben, dass er etwas falsch gemacht hat", sekundierte Bill Lawson, der Onkel des nunmehr vor einem Militärgericht stehenden Soldaten Chip Frederick, im Fernsehen. "Alles Bullshit", fand auch die pensionierte US-Offizierin Sharon Brennan, ebenfalls aus Cumberland. "Gleichzeitig ist wohl voll in Ordnung, dass die Iraker unsere Leute zerstückeln, verbrennen und vergewaltigen."

    Diese Bemerkung war keine Ausnahme. Anders als in Europa hat der Krieg gegen den Terror - und der von der Regierung geschickt daran gekoppelte Irak-Krieg - in den USA tiefe emotionale Wurzeln: Der weltweite US-Militäreinsatz, erst in Afghanistan und jetzt im Irak, wird von nicht wenigen weiter als eine Art persönlicher Rachefeldzug für die Anschläge vom 11. September 2001 verstanden. Und da geht es Auge um Auge: Kein Wunder, dass noch im Oktober 2003 in einer Umfrage der "Washington Post" 44 Prozent der Befragten die Folter von Gefangenen als akzeptable Anti-Terror-Maßnahme der USA ausdrücklich begrüßten. (42 Prozent lehnten sie ab.)

    "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte"

    In den USA ist dieses Thema offenbar weiter eine moralische Grauzone. Eine Grauzone, die das "New York Times Magazine" am Wochenende - rein zufällig - auszuleuchten versuchte, in einer Titelgeschichte, die schon vor Bekanntwerden der Abu-Ghureib-Vorwürfe geschrieben wurde. Die Kernfrage des Autors und Harvard-Dozenten Michael Ignatieff: Wie weit darf eine Gesellschaft bei der Verfolgung und Vorbeugung von Terrorismus gehen?

    Das Mittel der Folter, philosophierte Ignatieff, sei womöglich "unvermeidlich, wenn wir Terroristen brechen wollen, die bereit sind, im Kampf gegen uns zu sterben". Der Jurist Alan Dershowitz hat dazu sogar bereits eine gesetzliche Regelung parat: Man könne den zuständigen Vernehmungsbeamten doch einfach auf Bedarf eine Art "Foltererlaubnis" ausstellen. Dem jüngsten Amnesty-Menschenrechtsbericht zufolge warten viele US-Polizisten und Militärs darauf erst gar nicht: Da kritisiert Amnesty den weit verbreiteten "Missbrauch" von Insassen in US-Haftlagern in Afghanistan, im Jemen und in Guantanamo Bay, aber auch in Gefängnissen daheim.

    Die einzig klaren Worte zu dem Skandal kamen diesmal, überraschenderweise, aus dem US-Kongress und dort aus der Regierungspartei. Abu Ghureib habe "die Millionen Akte von Güte und Großzügigkeit und Opferbereitschaft" der USA im Irak zunichte gemacht, schimpfte der republikanische Senator John McCain, selbst einst ein Kriegsgefangener: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte." Und auf diese traurige, doch in diesem Fall wahre Binsenweisheit wird die Debatte am Ende wohl auch hinauslaufen.

    Quelle:
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,298244,00.html

  • Kinofilm: ÄsshäkDatum05.05.2004 09:45
    Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes


    Ässhäk - Geschichten aus der Sahara

    Schweiz, Deutschland, Holland 2003

    SYNOPSIS

    Zwischen Hitze und Kälte, der Grossartigkeit des Sternenhimmels und dem beschränkten Licht eines Wüstenfeuers haben sich die Tuareg in der Weite der Sahara eingerichtet und pflegen noch heute ihre Liebe zu Schönheit, Musik und Poesie. Ein Tuareg-Nomade auf der Suche nach seinem entlaufenen Reitkamel führt durch Sand- und Gesteinsformationen zu den Brunnen, Lagerstätten und Märkten seines sagenumwobenen Volkes. Der Geschichtenerzähler Ibrahim Tshibrit bewahrt die mündliche Überlieferung seines Stammes und erklärt, dass seine „Lügengeschichten“ irgendwann zur Wahrheit würden. Der Marabut, als Heiliger verehrt, ist der Hüter einer Jahrhunderte alten Moschee und vorislamischer Bräuche. Er gewährt Einblick in sein Wirken, zum Beispiel bei der Zubereitung eines Heiltranks aus Korantexten. Und wir begegnen Tuareg-Frauen und -Mädchen, die noch immer den Rhythmus des Zusammenlebens in Händen haben. Durch das Spiel des Imzâd, der einsaitigen Geige, rufen sie den Männern die Werte ihres Volkes in Erinnerung, das vielleicht nur unter dem Schutz der Wüste bis heute überleben konnte. Die Tuareg führen uns ein in eine Welt, wo „Ässhäk“ – der Respekt vor anderen Menschen, die Geduld und ein achtsames Miteinander – als oberstes Leitmotiv gelebt wird.

    Nach dem grossen Erfolg ihres Films Die Salzmänner von Tibet folgte Ulrike Koch einem Ruf zu den Tuareg, um die Lebenswelt dieses Volkes in einem Film darzustellen. Ässhäk – Geschichten aus der Sahara ist das Ergebnis einer vertieften und verinnerlichten Auseinandersetzung mit der Wüste und ihren Bewohnern. Aus einem respektvollen Blickwinkel zeigt der Film eine archaische Lebensweise voll schöpferischer Lebendigkeit, ein anderes Zeitverständnis und eine Sicht auf den Himmel über der Wüste.

    Buch und Regie Ulrike Koch
    Kamera Pio Corradi
    Kamera-Assistenz/Technik Ueli Nüesch
    Ton Dieter Meyer, Pepijn Aben
    Produktion CATPICS COPRODUCTIONS , Zürich, Alfi Sinniger
    In Co-Produktion mit PEGASOS FILM, Frankfurt/ Köln, Karl Baumgartner &
    Ernst Szebedits , ART CAM THE NETHERLANDS, Arnhem, Gerard Huisman
    Regie-Praktikum Claude Witz, Frederik Kunkel
    Logistik Niger TOUAREG TOURS
    Aghali Alambo
    Fahrer El Hadji Ahmed, Ismaril Itirakat, Naji Biga, Mamathé Alambo
    Koch Bouhari Akounou
    Dreh Marokko PARC NATIONAL DU SOUSS-MASSA
    Mohammed Ribi
    Hans Peter Müller
    Larbi Ouffak
    Beratungen Marianne Roth-Mellakh, Mamathé Alambo, Aghali Alambo, Georg Klute, Mohamed Aghali Zakara
    Übersetzung Tamashek / Französisch Ahmed Tcholli, Tamedi Tangana, Aghali Alambo, Ahmed Tangana, Mohamed Aghali Zakara
    Übersetzungs-Koordination Esther Geiger
    Lektorat Susanne Kahn-Ackermann
    Übersetzung Englisch / Deutsch Oliver von Below
    Schnitt Magdolna Rokob bfs
    Schnitt-Assistenz Hartmut Teschemacher
    Musik Harry de Wit
    Musik Aufnahme Tomas Postema
    Postproduktions-Koordination Ueli Nüesch
    Postproduktions-Assistenz Catherine Alexandre
    Tonmischung KONKEN STUDIOS, Hamburg, Stephan Konken
    Vertonung Hartmut Teschemacher , Martin Langenbach, Thomas Knop
    Equipment MEGARENT, Köln
    Labor EGLI FILM & VIDEO, Zürich
    Lichtbestimmung Ruth Kägi
    Negativschnitt Yvonne Steiner
    Blow-up PROBST FILM, Bern, Eva Rais
    Spezial-Effekte und Titel SWISS EFFECTS, Zürich, Brigae Haelg
    Ausbelichtung auf ARRI LASER Peter Demmer, David Pfluger
    Frachtkoordination MAT TRANSPORT, Mario Keller
    PR-Koordination Susanne Margraf
    Buchhaltung Kemi Hernandez , Gert Schneider
    Produktions-Assistenz Martina Thäler
    Produktions-Praktikum Claudia Eichholzer
    In Koproduktion mit SF DRS / TSI, Paul Riniker, Alberto Chollet
    ZDF / Arte, Anne Even
    NPS TV Nederland, Frank Peijnenburg
    YLE/TV1 Co-productions Finland, Seija Kallio

    Der Geschichtenerzähler El Hadj Ibrahim Tshibrit
    Die Imzâd-Spielerin Schilen Rabidin
    Die kleine Sängerin Azahra
    Der Suchende Nohi Alutinine
    Sein Begleitkamel Aurach

    Zagado
    Der Nomadenchef Ahmed Kenam
    Seine Söhne Brahim und Rhissa

    Tedek
    Das Mädchen Azahra Ihelu
    Die Grossmutter Nikka
    Der Grossvater Mömme
    Die anderen Mädchen Fenna, Raishita, Mödi
    Sowie Tamumint, Anagar, Brahim

    Takriza
    Der Marabut Ejambo Ahmed Annor
    Seine Frau Teira
    Ejambos Tochter, Nohis Frau Azahra
    Und weitere Nomadenfamilien

    ZWEI INTERVIEWS MIT ULRIKE KOCH

    Sie waren an Kinofilmen wie „Little Buddha“, „Der letzte Kaiser“ und „Urga“ sowie weiteren erfolgreichen Filmen beteiligt. Ihr eigener, mehrfach preisgekrönter Film „Die Salzmänner von Tibet“ wurde zu einem grossen Erfolg - in der Schweiz alleine sahen ihn über 50.000 Menschen. Die meisten ihrer Filme „spielen“ im Ausland. Wie kommt es, dass sie mit einem Filmteam an weit entfernte Orte reisen?

    Das ist eine schwierige und eine persönliche Frage. Nach dem Krieg in Deutschland geboren konnte ich bereits als Jugendliche mehrfach ins benachbarte Ausland reisen, was mich natürlich prägte. Doch jahrelang hatte ich wegen der deutschen Vergangenheit ein Identitätsproblem. Dann begann ich Sinologie zu studieren und lebte viele Jahre in China. Dort traf ich Menschen aus aller Welt. Das vertiefte noch mehr mein Interesse für fremde Kulturen, es festigte aber auch meine Identität als Europäerin.

    Zurück zu Ihren Filmen, in denen sie auch Religiosität und Spiritualität sichtbar machen. Was möchten sie dem Betrachter vermitteln?

    Diese Themenkreise haben mit den Besonderheiten des Nomadenlebens zu tun. Das gilt sowohl für den Film „Urga“, der von den Mongolen der Inneren Mongolei handelt, als auch für „Die Salzmänner von Tibet“ und jetzt für „Ässhäk, Geschichten aus der Sahara“ bei den Tuareg. All diese Menschen führen ein einfaches Leben unter dem freien Himmel, sind Wind und Wetter ausgesetzt und von ihren Tieren abhängig. Eine religiöse und achtsame Haltung im Alltag verbindet diese verschiedenen Nomadenvölker, etwas, das wir weitgehend verloren haben. Der nomadische Alltag ist geprägt vom Wissen um den Wert einfacher Dinge, wie etwa dem des Salzes. Wie gewinnt man es? Was tut man damit? Solche Fragen haben auch mit Ökologie zu tun. Die Nomadenwirtschaft hat geniale Systeme entwickelt, die Natur zu nutzen, ohne sie im Übermass auszubeuten. Es gefällt mir, wie diese Menschen mit ihren Tieren und ihrer Umwelt umgehen und sie in Beziehung zu etwas Höherem setzen. Daraus könnten wir lernen, beispielsweise die Tiere als Partner zu behandeln oder die Erde nicht arrogant auszubeuten, bis es nicht mehr geht. Vielerorts ist es ja längst zu spät, doch die Zerstörung geht weiter. Anderswo versucht man unter grossen Mühen etwas wieder herzurichten. Aber der Wettlauf geht meist zu Gunsten des Abbaus aus. Von nomadischen Kulturen können wir lernen, Realität und Achtsamkeit in Einklang zu bringen, im Bewusstsein, dass auch der Mensch nur ein Glied im grossen Geschehen der Natur ist.

    Demnächst kommt ihr neuester Film „Ässhäk, Geschichten aus der Sahar“„ in die Kinos. Er spielt bei den Tuareg in der Sahara. Sie verlassen den buddhistischen Kulturraum und betreten den islamischen. Weshalb?

    (Denkt lange nach, lacht dann) Buddha ist überall - wenn man denn Buddha als existierend empfindet! Kurz nach dem Kinostart von „Die Salzmänner von Tibet“ wurde ich von einer Zuschauerin auf die Tuareg hingewiesen. Sie hatte selbst tiefe Erfahrungen in der Wüste gemacht und war überzeugt, ich müsse dort einen Film machen. Vorerst ging ich nicht darauf ein. Erst als ich mich zwei Jahre später für das Thema erwärmte, sah ich, dass sie Recht hatte. Es gab in der Tat viele Parallelen zu den Salzmännern. So lenkte ich meinen Blick von Asien nach Afrika und lernte staunend eine neue Welt kennen. Die Tuareg sind ein Berbervolk, mit ganz eigenen Merkmalen. Es war bereichernd, eine Kultur kennenzulernen, die vorislamische Elemente enthält, später islamisiert wurde, und schliesslich einen sehr menschlichen Islam lebt, in dem auch die Frauen ihren Stellenwert behaupten. Der Islam löst heutzutage oft Angst aus, weil er als das Böse schlechthin dargestellt oder damit verwechselt wird. Es ist mir deshalb wichtig, zu zeigen, wie der Islam auch noch aussehen kann und was er den Menschen im Herzen bedeutet. Spannend ist auch, dass die drei grossen monotheistischen Weltreligionen, Judentum, Christentum und Islam, in der Wüste entstanden sind. In ihrer archaischen Lebensweise erinnern die Tuareg an das frühe Christentum. Sie tragen auch jüdische Elemente, einige Tuareg sind jüdischer Abstammung. Und den Islam leben sie – auf ihre Weise.

    „Ässhäk" heisst der Film, und das bedeute, sagt der Erzähler im Film, den tiefen Respekt vor den Verhaltensregeln der Tuareg. Weshalb dieser Titel?

    Wer die Tuareg näher kennenlernt, weiss, dass das Wort Ässhäk für sie von zentraler Bedeutung ist. Das tritt in vielen Schattierungen auf, in der Art, wie sie ihre Probleme lösen, im Verhalten untereinander sowie jeder anderen Kreatur gegenüber. Es ist nicht nur der Schlüssel zu ihrem Zusammenleben, es ermöglicht auch ihr Überleben in der unwirtlichen Umgebung der Wüste, wo jeder Schritt gut bedacht sein muss. Es ist die Achse ihrer Kultur.

    Doch was ist es genau - eine Art Code?

    Ja, genau so kann man es umschreiben. Es ist die Verpflichtung zu guter Erziehung, zu Herzensbildung, Geduld, zu nobler Zurückhaltung und Würde. Es hat auch viel mit Frauen zu tun: Wenn ein Mann einer Frau gefallen will, so muss er Ässhäk üben. Er gibt sich alle Mühe, schön und würdevoll aufzutreten und sich gegenüber der Frau niemals brutal zu verhalten. Wenn ein Targi (männl.Tuareg) eine Frau schlägt, wird er geächtet. Interessant ist auch, dass dieser für uns doch etwas abstrakte Begriff Ässhäk über den Klang der einsaitigen Geige, den Imzâd, wirkt. Die Tuareg sind vom Klang dieses Instrumentes vollkommen fasziniert und empfinden dabei ganz stark den Zusammenhalt und die Stärke ihrer alten Kultur.

    Deshalb kämpfte ich für diesen von einigen - längst nicht von allen! - als „schräg“ empfundenen Filmtitel. Heutzutage, wo vieles an der Oberfläche bleibt, weist dieses Wort auf etwas hin, das auch uns betrifft und das dadurch vielleicht zum Schwingen gebracht wird. Es geht mir nicht einfach um die Darstellung einer exotischen Lebensweise, sondern um das, was uns die Begegnung mit diesen Menschen im Herzen sagen kann. Das war mein Anspruch, den ich zusammen mit meinem hervorragenden Team bei der filmischen Arbeit zu verwirklichen suchte.

    Die Arbeit für den Film bestand aus weit mehr als der eigentlichen Dreharbeit, es war auch eine Reise. Wie verlief sie?

    Die Emmentalerin Marianne Roth-Mellakh, die mit einem Targi verheiratet ist und die Region seit vielen Jahren kennt, hat mich auf meiner ersten Reise eingeführt. Wir reisten in der grössten Sommerhitze von Tamanrasset via Hoggar in den Niger, ins Aïr. Kaum hatte ich die Grenze zum Niger überquert, erwartete mich der Marabut, der im Film vorkommt. Er wurde schon in der Vorbereitungszeit des Filmes wichtig und hat mich sehr unterstützt. Es war eine magische Reise, auf der ich bereits die meisten Protagonisten für den Film fand. Wieder zu Hause folgte die grosse Arbeit des Drehbuchschreibens. Anschliessend reiste ich ein zweites Mal hin. Alleine. Für mich war es wichtig, die Wüste alleine zu erleben. Danach traf mein Kameramann ein und wir machten erste Testaufnahmen. Es folgte eine dritte Reise.

    Wie lange dauerten die Dreharbeiten?

    Ich wollte unbedingt die Regenzeit filmen und das bedeutete: Warten auf Regen! Es war August, es war heiss, schwül, tausende Moskitos schwirrten herum - es war eine Übung in Geduld. Doch während dem einen Monat dauernden 'Regendreh' konnten wir schon viele wichtige Aufnahmen machen. Dazu kamen noch zwei Monate Drehzeit im Winter. Die gesamte Arbeit am Film dauerte vier Jahre.

    Wie gelang es ihnen, so lange und so nahe bei den Tuareg zu leben und zu filmen?

    Durch die erste Einführung, die ursächlich war, und durch die darauf folgenden Reisen ist etwas gewachsen. Ich hatte den Menschen vor Ort von Tibet erzählt, den Salzmänner-Film gezeigt, und sie sagten: Ja, das sind unsere Brüder und Schwestern in Tibet. Sie haben das sehr gut verstanden. Vor Ort hatte ich einen wunderbaren Übersetzer. Durch Dialog sind wir und die Protagonisten uns näher gekommen. Die Tuareg haben eine grosse Gesprächskultur; ich liebte die Momente klarer und inspirierter Besprechungen auf einer Matte unter irgendeinem Baum.

    Im Film, der in ruhigen und schönen Bildern vom Leben der Tuareg erzählt, sind nur sehr wenige Zeichen aus einer anderen Welt sichtbar, etwa eine Büchse Nescafé oder ein Plastikkanister. Was bedeuten den Tuareg diese Dinge?

    Es gab Stimmen, die sagten, das darfst du nicht zeigen. Aber oft werden die Tuareg in Klischées dargestellt, möchte man das vergangene Bild der geheimnisvollen blauen Ritter beibehalten. Ich versuche - auch filmisch - etwas anders hinzuschauen. Tuareg, die schon lange in der Stadt leben, schätzen Autos und Funktelefone und können damit sehr gut umgehen. Aber wenn man ihnen Kleider von uns mitbringt, werden sie zwar getragen, aber nur unter den schönen traditionellen Kleidern, die ihrer Kultur und Identität entspre-
    chen. Für Tuareg-Nomaden sind gesunde Herden, Hirsebrei mit frischer Milch und schöne Feste immer noch von höchstem Wert, das wollen sie für nichts tauschen. Besuche in der lärmigen Stadt und das Schlafen in der Enge eines Hauses ohne Sicht auf den Sternenhimmel machen Tuareg krank.
    Die Nescaf é-Dose verändert ihr Leben nicht, sie wird nur als ein nützliches Utensil verwendet. Wie auch die leeren Kanister, die sich hervorragend dazu eignen, rasch ein Trommelspiel zu beginnen, was mit traditionellen Trommeln nicht möglich ist, weil sie zuerst aufwendig gestimmt werden müssen. Für Feste tun sie dies natürlich.

    Um 1996 den Film „Die Salzmänner von Tibet“ zu drehen, mussten sie sich beeilen, weil sie befürchteten, dass es bald keine Salzkarawanen mehr geben könnte. Wie beurteilen sie die Zukunft der Tuareg des Films?

    In der Wüste herrscht ein sehr labiles Gleichgewicht. Es kann immer etwas passieren, es können Trockenzeiten und Hungerjahre auftreten. Ich denke und hoffe, dass sie so weiterleben können! Es gibt zwei Dinge, die ihnen dabei helfen: Die Wüste an sich schützt diese Kultur, denn man kann dort nicht so ohne Weiteres Industrien aufbauen. Ausser vielleicht den Tourismus - die Tuareg sind hervorragende, geduldige Reisebegleiter. Dank Ässhäk. Und das ist gleichzeitig der zweite Faktor, ihre einzigartige Verhaltensweise, der zu ihrem Schutz beiträgt. Diese zwei Pole, Ässhäk und Wüste, das eine etwas von Innen, das andere Aussen, werden sie so schnell nicht verlieren.

    Ausser, es würden sehr viele Touristen kommen. Also wieder die Frage der Dosierung, wie am Anfang erwähnt. Denn ihr Film wird bei vielen den Wunsch auslösen, ins Tenere zu fahren. Sie sind eine Verführerin mit der Kamera. Was empfehlen sie diesen potentiellen Reisenden?

    (Lacht) Tuareg Tours in Agadez! Nein, ich bin keine Verführerin. Höchstens im Sinne des Wahrnehmens und Wiedergebens der Schönheit - wenn mir das gelingen würde.
    Es ist gelungen, deshalb ist es verführerisch!
    Es ist wie bei den Salzm ännern: die Salzseen existieren nur für eine sehr kurze Zeit, dann verschwinden sie wieder. Man kann also hinfahren und findet wahrscheinlich nichts. Ähnlich ist es mit dem, was im neuen Film zu sehen ist. Man wird nicht so einfach zu den Geheimnissen des Marabuts oder zu den Zelten der Tuareg-Frauen vordringen können. Die vertiefte Annäherung und Verwandlung, die in der filmischen Arbeit stattfindet, kann und muss man auch nicht nachvollziehen. Wer aber in die Wüste reisen will, und das tun ja bereits viele, mag das gerne tun, denn sich in Begleitung von Tuareg in der Stille der Wüste aufzuhalten und die Nächte unter dem Sternenhimmel zu verbringen, ist wunderbar.

    (Das Interview führte Daniel B. Peterlunger im November 2003 in Zürich)


    Nach der ersten Recherchenreise sind sie noch einmal alleine in die Wüste gereist. Können sie beschreiben, wie das ist, so allein in der Wüste, in einem Zelt?

    In der Wüste braucht man nicht wirklich ein Zelt. Der Himmel ist das Zelt. Und selbst während der Regenzeit schützt man sich nur vorübergehend unter Planen oder Bäumen, bis es zu regnen aufhört. Die Tage in Klausur verbrachte ich im April, in der trockenen, bereits heissen Jahreszeit. Ich stand unter dem Schutz des Marabuts, der mir weit draussen in der Steinwüste ein kleines Lager eingerichtet hatte. Einmal am Tag kam seine Tochter mit Milch und Wasser den weiten Weg zu mir hinauf, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist. Wir konnten nicht miteinander sprechen, wir schauten uns an und lächelten, dann ging sie wieder. Noch nie habe ich solche Dankbarkeit empfunden, für die Gaben und die Freundlichkeit dieser Menschen und für die Geschenke der Natur, das Licht der Gestirne, die wenigen Geräusche und die Stille, die bis in die Träume hinein wirkten.

    Gab es beim Dreh Probleme mit wilden oder giftigen Tieren?

    Da wir ja draussen auf die Toilette gehen mussten, ist uns in exponierter Position schon öfter ein Skorpion begegnet, mit erhobenem Schwanz. Zum Glück lief er meistens von einem weg. Zweimal hatten wir eine hochgiftige Viper am Camp, die dann jeweils nach intensiver Suche erlegt wurde. Für unsere Tuareg-Begleiter musste das sein, denn sie wissen: Da sitzt der Tod.Weniger als ein Jahr nach den Dreharbeiten habe ich leider die Nachricht bekommen, dass eines dieser lebendigen, intelligenten jungen Mädchen, die im Film mitspielen, an einem Skorpionbiss gestorben ist. Man macht sich das gar nicht wirklich klar, weil ihr Leben so harmonisch aussieht. Aber die Gefahren und die Härte, die sind immer gegenwärtig. Ich habe es nicht glauben wollen, dass es auch Einheimischen passieren kann. Das hat mich erschüttert. Und es hätte auch uns treffen können.

    War es eigentlich der erste Kontakt der Imzâd-Spielerin und des Geschichtenerzählers und Sängers El Hadj Ibrahim Tshibrit mit einer Kamera, oder hatten sie schon vorher Berührung mit einer fremden Kultur?

    Mit einer Filmkamera glaube ich noch nicht. Doch vor allem der Geschichtenerzähler wurde schon mehrfach nach Frankreich, Schweden und andere europäische Länder eingeladen. Innerhalb der ethnologischen Forschung und unter den Liebhabern der Tuareg-Musik und -Poesie ist sein Name wohl bekannt. Davon erzählt er auch gern. Seine ganze Familie verkörpert noch heute eine grosse Künstlertradition. Seine Schwester ist Schilens Mutter, die ebenfalls eine sehr berühmte Imzâd-Spielerin war und mit ihm nach Europa eingeladen wurde. Schilen ist jetzt die nächste Generation. Aus irgendeinem Grund sind solche Einladungen nach der Rebellion Anfang der neunziger Jahre nicht wieder aufgelebt.

    Die Tuareg reden sehr frei vor der Kamera, geben sehr viel von sich preis, von ihrer Kultur und dem, was dahinter steht. Wie haben Sie diese Textpassagen entwickelt? Haben sie lange Interviews geführt?

    Die sprachliche Ebene war wirklich eine der grössten Herausforderungen an diesem Film. Und zum Teil wirklich zum Verzweifeln. Einerseits habe ich natürlich ganz viele Gespräche geführt um herausfinden, welche Lieder sie haben und welche Themenkreise, welche Geschichten mich interessieren könnten. Gerade beim Geschichtenerzähler stellte sich immer wieder die Frage, wie ich zu den für den Film interessanten Inhalten komme, ohne von seinem unglaublichen Wissen überflutet zu werden. Wenn ich ihm ein Stichwort gab, sprach er fünf Stunden lang, in einem Fluss. Und beim Abschied sagte er mir lachend: „Wenn du das nächste Mal kommst, erzähle ich weiter.“ Bei den Dreharbeiten haben wir von jeder Aufnahme sogleich eine schriftliche Grobübersetzung gemacht, damit ich die Inhalte erfahre und dementsprechend weiterarbeiten konnte. Für die genaue Bearbeitung im Schneideraum brauchten wir jedoch eine Zweitübersetzung mit Time Code, sowohl von den gelenkten Dialogen als auch von spontanen Äusserungen, die mir ebenso wertvoll sind. So kamen dann Bemerkungen ans Licht wie diejenige des Nomadenchefs im Morgengrauen: “Ach, die schönen Frauen mit ihrem Parfüm…“ oder auch die Dialoge der Marktszene. In Europa war es sehr schwer, jemanden, der das Aïr-Tamashek der im Film vorkommenden Stämme spricht, für die Zweitübersetzung zu finden. Schliesslich fanden wir einen hervorragenden Tuareg-Professor in Paris, der sich sehr engagierte. Wir haben eine Mitarbeiterin delegiert, die mit ihm eine Woche quasi Tag und Nacht übersetzte. Aber auch er kannte in manchen Bereichen den Dialekt nicht. Also musste unser Tuareg-Manager aus Agades extra zweimal in den Schneideraum kommen, um wiederum in tagelanger Arbeit zu übersetzen. Aus der französischen habe ich dann eine deutsche Version gemacht. Und aus diesen Bergen von Inhalten ist nun das bisschen Text entstanden, das man im Film findet.

    Spielte es beim Übersetzen eine Rolle, dass die Tuareg eine rein mündliche Überlieferung besitzen?

    Darüber habe ich viel nachgedacht. Es kann sein, dass es ihnen aufgrund der mündlichen Überlieferung nicht liegt, Worte festzuhalten, zu fixieren, wie es bei einer schriftlichen Übersetzung geschieht, weil damit ja auch eine Einengung geschieht. Beim Erzählen ist jedes Wort immer wieder neu, es wird auf der Grundlage der alten Tradition jeweils neu interpretiert und gestaltet. Diese verschiedenen Ansätze zusammen zu bringen, das hat mich einige Kraft gekostet. Ich habe Chinesisch studiert, arbeite mit Sprachen, also sind mir solche Probleme nicht fremd. Aber dies war eine ganz besondere Herausforderung.
    Man stellt sich das so einfach vor: Hier ist ein Text, der Übersetzer sagt einem, was das Wort heisst und es entsteht der neue Text.
    Auch zwischen Deutsch und Englisch ist das ja nicht immer der Fall. Jedes Mal, wenn ich nachfragte, bekam ich eine etwas andere Übersetzung. Die Worte sind beweglich, das ist das Seltsame. Doch je weiter ich nachforschte, in desto tiefere Schichten bin ich vorgestossen. Es hat sich ausgesprochen gelohnt, denn auch mein Verständnis der gesamten Kultur wurde bereichert. Oft hatten die Worte noch eine andere, vielleicht verborgene Bedeutung oder eine andere Schattierung, und um diese Schattierungen geht es mir ja.

    Wie haben Sie das Vertrauen des Marabut gewonnen, dieses so wichtigen Mannes dort?

    Ich hatte natürlich von ihm gehört und war dann auch sehr beeindruckt und scheu angesichts seiner Ausstrahlung. Aber dann entwickelte sich ein Gespräch und inzwischen weiss er wahrscheinlich mehr über mich, als ich über ihn. Er hat mich „abgecheckt“, und aus irgendeinem Grund hat er mir sein Vertrauen geschenkt. Warum, weiss ich auch nicht. Ich will damit sagen: Diese Leute sind nicht blauäugig, man könnte sie nie kaufen. Es muss eben stimmen. Er hat uns auch Regeln auferlegt, wie wir uns verhalten sollen. Wir mussten zeigen, dass wir bereit sind, ihre Welt mit Respekt zu betreten. Wir mussten uns kleiden wie die Tuareg, was sich auch bewährt in dieser Umgebung. Ich musste allerdings trotz Hitze unter dem Wickelrock eine Hose tragen. Er sagte einfach: „Das machst du jetzt.“

    Tiere spielen im Film eine grosse Rolle. In den Traumsequenzen tauchen längst ausgestorbene Wüstentiere auf, Strausse und Pfauen, die auch auf den Felszeichnungen zu sehen sind. Sind sie tatsächlich noch im Bewusstsein der Tuareg präsent?

    Diese Felszeichnungen, die ja zum Teil aus sehr alter Zeit stammen, bedeuten ihnen sehr viel. Manchmal haben sie unterwegs so nebenbei welche entdeckt, die Wüste ist voll davon. Sie stehen davor in inniger Betrachtung und fühlen sich verbunden mit dieser alten Zeit. Wir haben wunderschöne Sequenzen gefilmt, wo der Geschichtenerzähler Felszeichnungen kommentiert und entsprechende Geschichten erzählt. Die Bilder auf den Felsen sind für sie voller Leben und Vitalität, sie sind Teil ihrer Unterhaltungskultur. Ganz allgemein aber gilt, dass den Tuareg die Tiere sehr nahe sind. Neben den Haustieren spielen für sie auch die wilden Tiere eine wichtige Rolle. Die Gazelle, der Mufflon, die Strausse, der Falke u.a. sind Teil des Lebens, sie sind Partner und man hat sehr viel Respekt vor ihnen. Man sieht in ihnen auch Geistwesen oder deren Verkörperung, ähnlich wie bei den Indianern. Das Erscheinen des Hasen im Film z.B. hat in ihrer Vorstellung eine tiefe symbolische Bedeutung.

    Und das Kamel?

    Ja, das Kamel ist natürlich das Tier aller Tiere für die Tuareg. Es gibt viele Liebeslieder, die eine schöne Frau mit einer Kamelstute vergleichen. Wenn eine Frau auch nur annähernd so schön ist wie eine Kamelstute, dann muss sie schon sehr schön sein. Die Schönheit an sich, das Edle, das, wo alle Sehnsucht hingeht, ist wirklich das Kamel. Wenn man länger dort ist, kann man das ein bisschen verstehen. Es sind wirklich wunderbare, sanfte, edle Tiere. Sie dienen und ermöglichen dem Menschen das Leben in der Wüste, gleichzeitig aber gehen sie eigenwillig ihren Weg. Deshalb gefällt mir auch der Gedanke des entlaufenen Kamels, denn das geschieht immer wieder.

    Im Film gibt es eine Szene, in der Schriftzeichen in den Sand gezeichnet werden. Benutzen die Tuareg diese Schrift, oder sind es für sie nur magische Zeichen?

    Das sind altlibysche Schriftzeichen, das Tifinagh. Man findet sie auch als Gravuren auf den Felszeichnungen, das zeigt ihre uralte Herkunft. Heute werden sie vor allem von den Jungen gepflegt, um sich Liebeszeichen in den Sand zu schreiben. Sie benutzen das Tifinagh auch für die so genannte „Fingerschrift“. Dabei schreibt man dem anderen in die Handfläche, so dass nur der- oder diejenige es lesen kann. Es wird also vorwiegend für Flirt und Galanterie benutzt, wie so vieles in ihrem Leben. Die Galanterie spielt eine ganz grosse Rolle bei den Tuareg. Diese Schrift wird tatsächlich auch heute noch gelehrt, direkt von den Müttern oder den älteren Geschwistern. Eine Schule dagegen, in der die Kinder Schreiben und Rechnen lernen, die gibt es erst seit kurzem. So etwas ist für die Nomaden selten.

    Die Musik scheint für die Tuareg eine ganz bedeutende Rolle zu spielen, die man auch im Film spürt.

    Was diese Musik für sie bedeutet, habe ich auf der ersten Recherchenreise erlebt. Ich hatte Videoaufnahmen mit der Imzâd-Spielerin Schilen gemacht. Als ich dann zwei Wochen später mit den Tuareg-Begleitern auf Kamelen in der Wüste unterwegs war, kamen sie eines Abends am Feuer mit der dringlichen Bitte zu mir: „Spiel uns den Imzâd vor, wir brauchen Mut. Wir sind gerade schwach in unserem Herzen, traurig und weit weg von zu Hause, wir brauchen Mut, wir brauchen Ässhäk.“ Da hab ich ihnen die Aufnahmen auf dem Mini-Monitor gezeigt, etwas besorgt, dass kein Sand in die Kamera kommt. Und sie lauschten in wirklicher Ergriffenheit diesem für uns etwas monotonen Klang und fühlten sich bereichert und gestärkt. Diese Wirkung des Imzâd ist etwas, das wir nicht kennen: dass ein einfacher Klang die Herzen der Menschen zusammenbringt.

    (Das Interview führte Gisela Kruse im November 2003 in Hamburg.)

    Quelle:
    http://www.columbusfilm.ch/filme/asshak/index.html#


  • Charmeoffensive Amerikas in AfrikaDatum04.05.2004 18:48


    Noch zwei Infos aus Mauretanien

    2003, 10. Juni
    Nach zweitägigen Kämpfen in der Hauptstadt Nouakchot konnte die mauretanische Armee einen Putschversuch unterdrücken. Die Putschisten waren nicht mit dem scharfen Vorgehen von Präsident von Präsident Maaouiya Ould Taya gegen radikale Islamisten, der Annäherung an die USA und den diplomatische Beziehungen zu Israel einverstanden.

    2003, 18. Nov.
    Erfolgreiche Off-Shore Bohrungen lassen hoffen, dass Mauretanien 2008 Erdöl exportieren könnte

    Quelle:
    http://www.netzwerk-afrika-deutschland.d...mauretanien.htm

  • Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes

    Die Heimat der Mörder

    Die meisten der Attentäter von Madrid stammen aus Tanger. Ist aus der Stadt der Dandys und Maler eine Terroristenfabrik geworden?

    Von Tahar Ben Jelloun

    Tanger, die Stadt der rastlosen Dichter und vom Hasch benebelten Banditen, die Stadt von Paul Bowles und Jean Genet, das Tor nach Afrika, die Schwelle zu Europa, Tanger mit seinen alten, auf den Bergen thronenden Häusern, in denen Dandys, Maler und eine Hand voll Aristokraten wohnen, Tanger mit seinen umherirrenden Touristen und seinen verborgenen Reizen – sollte diese Stadt etwa in eine kleine Depression verfallen sein, ihre innere Ruhe verloren haben? Tanger ist am 11. März 2004 mit großem Unbehagen erwacht: Die Bombenleger von Madrid-Atocha, die Terroristen, die ein schlimmes Massaker an unschuldigen Menschen verübt haben, sind fast alle Marokkaner, genau genommen aus Tanger. Sollte diese mediterrane Stadt etwa Hort des absolut Bösen sein?

    Armut oder Religion sind keine Erklärungen mehr für den Terror

    Plötzlich starrt die ganze Welt auf die Stadt am Meer. Richter, Polizisten, Politiker, Journalisten sind angelandet, um die Spuren der Mörder nachzuverfolgen, ihre Wohnungen aufzusuchen, ihre Aufenthaltsorte, ihre Familien, ihre Freunde. Sie sind auf Menschen gestoßen, die noch immer unter Schock stehen, Nachbarn, die nichts Auffälliges bemerkt haben, Familien, die sich nicht vorstellen konnten, was ihr Sohn, ihr Neffe oder ihr Bruder neben ihrer Arbeit getrieben haben. Sie fielen aus allen Wolken. Nichts hatten sie mitbekommen, am wenigsten Mohamed Zougam, 53, Vater von Jamal, dem Hauptangeklagten der Attentate von Madrid. Nie zuvor haben sich so viele Menschen für ihn und seine Familie interessiert. Er sagt allen Besuchern dasselbe: „Ich habe meinen Sohn gut erzogen, einen schlechten Menschen erkennt man am Gesicht; er ist kein schlechter Mensch. Er wollte nach Spanien reisen, um zu arbeiten und mich finanziell zu unterstützen; ich war dagegen, aber er ist trotzdem gefahren. Seit diesem Zwist habe ich mich von ihm losgesagt, das war vor drei Jahren. Am Tag des Anschlags, am Donnerstag, hat er seine Mutter angerufen, um ihr zu sagen, dass alles in Ordnung ist.“

    Mohamed ist ein einfacher Mann, ein kleiner Händler, und lebt getrennt von Jamals Mutter. Er räumt ein, dass Jamal sich in den vergangenen drei Jahren verändert hat. Er sagt, er sei weniger ausgegangen, auch nicht mehr an den Strand, er habe sich nicht mehr so amüsiert wie früher. Etwas war geschehen, und Mohamed konnte sich nicht vorstellen, was sich im Kopf dieses Sohnes abspielte, den er nur hin und wieder sah.

    Woran erkennt man einen Terroristen? Was für ein Profil hat jemand, der an einem viel besuchten Ort eine Bombe legt? Es auf die Armut zu schieben, war bequem. Not, ärmliche Behausungen, die schreienden Ungerechtigkeiten zwischen den Menschen in ein- und derselben Stadt, Verzweiflung – all diese Elemente ergaben zusammengenommen plausible Erklärungen. So kamen auch die meisten Selbstmordattentäter, die sich am 16. Mai 2003 in Casablanca in die Luft sprengten, aus dem Elendsviertel Sidi Moumen, einem Ort, wo man einen Vorgeschmack auf die Hölle bekommt. Doch die Terroristen vom 11. März sind anders vorgegangen, haben ein völlig anderes Profil. Zunächst einmal waren es keine Selbstmordattentäter. Sie waren nicht arm und auch keine Analphabeten. Was nun? Die Menschen wollen verstehen. Die Politiker wollen den Bürgern einleuchtende Erklärungen liefern. Die Richter führen ihre Befragungen durch, gelangen zu manch einer nebulösen Erkenntnis, aber es gelingt ihnen nicht, ein zugrunde liegendes Muster aufzudecken, das alles erklärt. Armut taugt nicht mehr als Antwort. Religion auch nicht.

    Wer sind diese Leute, die man festgenommen und befragt hat? Jedenfalls waren es keine kurzentschlossenen Abenteurer. Alle waren in Spanien etabliert, einige mit doppelter Staatsbürgerschaft, alle hatten Arbeit, wenn auch eine geringfügige Beschäftigung, ihre Familien leben in Marokko. Wie jeder Immigrant reisten sie oft dorthin, sie schickten ihren Familien Geld, brachten dem einen oder anderen Geschenke mit. Die meisten sind um die dreißig, nicht alle tragen Vollbart. Vor allem haben sie französische Gymnasien besucht.

    Nehmen wir Abdelkrim Mejjati (36), den die spanische Polizei als mutmaßlichen Drahtzieher der Attentate vom 11. März identifiziert hat und den das FBI als „mögliche Bedrohung für die Vereinigten Staaten“ bezeichnet. Er wird auch von der marokkanischen und saudi-arabischen Polizei gesucht, weil er eine wichtige Rolle bei den Attentaten von Casablanca und Riad gespielt haben soll. Der Name Mejjati steht für einen großbürgerlichen Familienclan aus Fes, der Abkömmlinge in Taza haben soll, nordöstlich von Fes. Abdelkrims Mutter ist Französin, er hat einen französischen Pass (sehr wichtig für die Mobilität), sein Abitur machte er am französischen Gymnasium von Casablanca, dem Lycée Lyautey, wo der Lehrplan derselbe ist wie an den Gymnasien Frankreichs, also laizistisch, modern und weltoffen. Danach lebte er in den Vereinigten Staaten. Verheiratet mit einer Amerikanerin tunesischer Abstammung, entspricht dieser Mann ganz und gar nicht dem Profil des radikalen Islamisten, der nur Arabisch spricht. Dieser Mann, der aus einer Mischehe hervorgegangen und selbst eine Mischehe eingegangen ist, müsste nach den Gesetzen der Logik und der Vernunft ein verwestlichter Marokkaner sein und sich darüber freuen. Was ist geschehen, dass dieser Sohn aus guter Familie und Halbeuropäer sich zum radikalen und mörderischen Islamismus bekannt hat? Nach Polizeiangaben ist er Mitglied einer „Marokkanischen Gruppe Islamistischer Kämpfer“, einer verbotenen Organisation mit Kontakten zu al-Qaida, gegründet 1998 in Afghanistan durch Mohamed El Guerbouzi, der von der marokkanischen Polizei gesucht wird.

    Jamal Zougam und sein Halbbruder Mohamed Chaoui waren in ihrer Erscheinung und ihrem Verhalten alles andere als religiös. Sie frönten in Spanien dem süßen Leben, wie Zeugen berichten. Auch in den Lebensläufen der übrigen Täter deutete nichts darauf hin, dass sie einmal Terroristen werden sollten. Vielleicht erleben wir gerade die Entstehung einer neuen Klasse von Terroristen, Leute, die beinahe zufällig ausgewählt werden, ohne Indoktrination oder religiöse Unterweisung. Jemand sagt ihnen einfach, welche Gegenleistung sie erbringen müssen, um in einer Stunde 10000 Dollar zu verdienen. Ich habe einmal einen hochrangigen Beamten vom marokkanischen Geheimdienst getroffen, der mich in die Ergebnisse seiner Recherchen einweihte. Unter der Bedingung, anonym zu bleiben, verriet er mir: „Es ist heute sehr beunruhigend, dass wir es nicht mehr mit Vollbärtigen zu tun haben, die wirres Zeug reden und hochgradig fanatisiert sind. Nein, inzwischen treffen wir auf junge Menschen, die nicht einmal mehr in die Moschee gehen, Leute, die Arbeit und Familie haben und sich für 10000 Dollar kaufen lassen. Sie werden einige Tage vor den Attentaten rekrutiert. Man bittet sie, einen Koffer oder eine Tüte an einem bestimmten Ort zu deponieren, die Hälfte der Summe wird ihnen vorgestreckt, die andere Hälfte bekommen sie hinterher. Sie deponieren das Ding nicht am Anschlagsort, sondern in irgendeinem Laden, dort tauchen andere Typen auf, die mehr wissen und die ‚Ware‘ dorthin befördern, wo sie explodieren soll. Sehen Sie, es sind kleine Gauner, die ihr Monatsgehalt mit Drogenhandel oder derartigen Diensten aufbessern. Auf diese Weise verwischen die Spuren, und die Sache wird kompliziert.“

    Ist Tanger eine Terroristenfabrik?, titelte Le Monde. Tanger ist nicht nur ein Ort von Mythen und Legenden, sondern auch eine Durchgangsstation, ein Hafen, eine Grenze. All das begünstigt Geschäfte jedweder Art, vor allem den Handel mit dem im Rif-Gebirge angebauten Haschisch, und gebiert Mafiabanden, die in Menschenhandel und Korruption verstrickt sind. Noch in den neunziger Jahren prangerte Mohamed Fizazi, der nach den Anschlägen von Casablanca inhaftiert und zu dreißig Jahren Gefängnis verurteilt wurde, die „Ausschweifungen und diese Unmoral“ lauthals an. Tanger hatte immer einen Sonderstatus. Aber aus der Stadt eine „Terroristenfabrik“ zu machen, das geht zu weit. Vielmehr leidet Tanger unter den größten Übeln des Königreiches: Armut, soziale Ungerechtigkeit, Arbeitslosigkeit, Landflucht, menschenunwürdige Behausungen und hohe Kriminalität, bedingt durch das Geschäft mit den illegalen Flüchtlingen und so weiter.

    Diese Terroristen lassen sich für 10000 Dollar kaufen

    Wir wissen, dass sich die Netzwerke der „Schläfer“ – eines davon wurde am 5. April von der französischen Polizei in einem Vorort von Paris zerschlagen – aus Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft rekrutieren. Es sind Franko-Maghrebiner. Das beweist, dass die Drahtzieher eine mobile und vor allem indirekte Strategie verfolgen. Sie brauchen Leute, die das Terrain und die Gesellschaft gut kennen. Für die Anschläge von Madrid wandten sie sich natürlich an Marokkaner, die in Spanien leben und arbeiten. Wir haben es hier mit komplexen Vorgängen zu tun, bei denen kein Land verschont wird. Die sich zusehends verschlechternde Lage in Palästina und im Irak dient als Alibi für den Terrorismus. Doch wer Bomben in Zügen deponiert, wird uns niemals überzeugen können, dass es ihm bei der Ermordung Unschuldiger um den Frieden für die arabische und muslimische Welt geht.


    Tahar Ben Jelloun, geboren 1944, ist der berühmteste marokkanische Schriftsteller. Sein erster Roman, „Die größte der Einsamkeiten“(1977), ging aus einer Studie über arabische Gastarbeiter in Paris hervor. Zuletzt veröffentlichte er „Papa, was ist der Islam?“ (Berliner Taschenbuchverlag) und „Die Schule der Armen“ (Rowohlt Verlag)


    Aus dem Französischen von Sigrid Weise

    (c) DIE ZEIT 22.04.2004 Nr.18

    http://www.zeit.de/2004/18/Tanger

  • Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes

    "Hinter Misshandlungen im Irak steckt ein System" - tagesschau.de- Interview mit Christoph Maria Fröhder

    04.05.2004 - 17:34 Uhr, NDR Norddeutscher Rundfunk [Pressemappe]

    Hamburg (ots) - Nach Ansicht des Journalisten Christoph Maria
    Fröhder sind die Misshandlungen von Gefangenen im Irak keine
    Ausnahme. Im Gespräch mit tagesschau.de sagte Fröhder, während seiner
    zahlreichen Aufenthalte sei er immer wieder Zeuge von Übergriffen auf
    Häftlinge geworden. In einem Verhörraum habe er Personen gesehen,
    "die gefesselt waren, Kapuzen über den Kopf hatten, einige saßen in
    ihrem eigenen Kot". Zu einem späteren Zeitpunkt habe er in demselben
    Raum erneut Personen mit Plastiktüten über dem Kopf gesehen. Fröhder
    weiter: "So viel Menschenverachtung habe ich in über 30 Jahren
    Krisenberichterstattung selten erlebt."

    Die Vorgänge im Gefängnis Abu Graibh seien seit Monaten bekannt
    gewesen: "Verwandte von Häftlingen berichteten uns, dass in dem
    Gefängnis massiv gegen die Häftlinge vorgegangen werde." US-
    Vertreter hätten ihm auf mehrfaches Befragen hin gesagt, "es handele
    sich um eine nebensächliche Angelegenheit." Hinter den
    Misshandlungen, so Fröhder, stecke "ein klar ausgeklügeltes System,
    über das offiziell nicht gesprochen wird". Selbst die Amerikaner im
    Irak bezeichneten das Gefängnis inzwischen als "unser Guantanamo".

    Während seiner Recherchen sei er wiederholt geschlagen und bedroht
    worden. Ein Offizier des Gefängnisses habe ihn an das Schicksal eines
    vor dem Gefängnis erschossenen Journalisten erinnert. Die US-
    Amerikaner, so Fröhder, "möchten so wenig Berichterstattung wie
    möglich haben, sie wird als ein lästiges Übel betrachtet". Fröhders
    ernüchtertes Fazit: "Heute übernimmt man alles, um Journalisten
    abzublocken und ihnen die Arbeit zu erschweren.".

    Christoph Maria Fröhder ist freier Journalist und berichtet seit 30
    Jahren für die ARD aus Krisengebieten. Die Entwicklung im Irak
    begleitet Fröhder seit vielen Jahren und war für die ARD auch
    während des Krieges und danach als Korrespondent im Einsatz. Für
    seine Arbeit wurde Fröhder unter anderem mit dem renommierten Hans-
    Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet.

    Rückfragen bitte an tagesschau.de, Tel. 040/4156-4190. Das
    vollständige Interview finden Sie unter http://www.tagesschau.de

    ots-Originaltext: NDR Norddeutscher Rundfunk

    Digitale Pressemappe:
    http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=6561

    Quelle:
    http://www.presseportal.de/story.htx?nr=553344

  • Ausstellung: Leben in WestafrikaDatum04.05.2004 13:53
    Thema von Blümchen im Forum Gesammeltes


    Naturhistorisches Museum, Heilbronn
    15.1.-12.06.2004

    Völkerkundemuseum Dresden, Japanisches Palais
    25.11.2004 bis 25.04.2005

    Link:
    http://www.lebeninwestafrika.de/

    Ort: Städtisches Museum Heilbronn
    Gebäude Hagenbucher
    Kranenstrasse 14
    Offnungszeiten : Dienstag bis Sonntag 10 - 13 und 14 - 17 Uhr.
    jeden ersten Donnerstag im Monat zusätzlich 20 - 22 Uhr
    Eintritt 5,50 E, ermässigt 3,50 E
    Informationen und Führungsanmeldungen:
    Marc Schmerbeck
    Dr. Christina Jacob 07131 - 563092

    Die Susstellung der Städtischen Museen Heilbronn "Leben In Westafrika" stellt bisher z.T nie gezeigte naturkundliche, archäologische und technikgeschichtliche "Highlights" aus der Geschichte Westafrikas vor:
    die Grabbeigaben der Nekropole von Kissi in Burkina Faso, den Nachbau eines Versammlungshangars des Königs von Tenkodogo, wertvolle Exponate, die die materiellen Kulturen der Bauern veranschaulichen, ein Zelt der Fulbe - Nomaden im Sahel mit komplettem Inventar, Waffen, prächtigen Schmuck, hangewirkte Textilien, sowie die Bergungsdokumentation des ältesten Bootes Afrikas, eines 8000 Jahre alten Holzwantenbootes aus dem Tschadsee.

    Die Präsentation in Kooperation mit der Universität Frankfrut a.M/Sonderforschungsbereich 268, wird lebendig durch eine Vielzahl von Musikeinspielungen, Computeranimationen und Inszenierungen:
    Sie riechen buntes Leben an einem Marktstand, spüren die Enge der Lehmhütten oder sehen per Video Handwerkern beim Flicken von Kalebassen zu.

    Der an der Johann Wolfgang Goethe-Universität angesiedelte Sonderforschungsbereich 268 "Kulturentwicklung und Sprachgeschichte im Naturraum Westafrikanische Savanne" ist eines der wenigen Großprojekte in Deutschland, bei denen Wissenschaftler aus so unterschiedlichen Bereichen wie Archäologie, Archäobotanik, Botanik, Ethnologie, Geographie und Sprachwissenschaften interdisziplinär zusammenarbeiten

    Quelle:
    http://www.gesellschaft-vfg.de/veranst2.htm

  • Charmeoffensive Amerikas in AfrikaDatum04.05.2004 12:51

    Hier noch eine Erklärung zu der Pan Sahel Initiative

    Quelle:
    http://www.politikerscreen.de/direct800....ikon_detail.asp

    Pan-Sahel-Initiative (PSI)


    Im Rahmen des weltweiten Antiterrorkampfes bestehen seit Januar 2004 zwischen den USA und mehreren Staaten der afrikanischen Sahel-Zone militärische Kooperationsabkommen. Ziel dieser Vereinbarungen ist Regierungsangaben zufolge eine verbesserten Kontrolle und Sicherung der Landesgrenzen und Territorien in Nordafrika. Gleichzeitig sollen mögliche rechtsfreie Rückzugsräume für Terrorgruppen in Grenzgebieten aufgelöst werden und die regionale Kooperation und Stabilität der teilnehmenden Staaten gefördert werden. Das vom US-Außenministerium finanzierte Abkommen im Rahmen des weltweiten Security Assistance Program mit Mauretanien, Mali, Tschad und Niger wird als Pan-Sahel-Initiative (PSI) bezeichnet.

    Im Rahmen der PSI werden ausgewählte afrikanische Armeeeinheiten durch US-Spezialkräfte trainiert und mit Material ausgerüstet. Die afrikanischen Soldaten erhalten eine 60-tägige Erstausbildung, bei der Grundfähigkeiten in Schusstechniken, Planung und Logistik, Kommunikation, Navigation und Patrouillenführung vermittelt werden. Das Training soll alle sechs Monate aufgefrischt und erweitert werden. Gleichzeitig erhalten die einheimischen Truppen umfangreiches Equipment der US-Armee, u.a. Landrover, Uniformen, Helme, elektrische Generatoren, Benzintransportmittel, Kommunikationsinstrumente und medizinische Unterstützung. Maßgeblich beteiligt ist daran mit rund 200 Mann das Special Operations Command Europe (SOCEUR) beteiligt, das bei der EUCOM in Stuttgart stationiert ist.

    Das PSI-Programm ist nur eine von mehreren Projekten der USA und des US-Außenministeriums zur Stabilisierung der militärischen Lage in Afrika. Neben der Pan-Sahel-Initiative betreiben die USA mit eine Reihe von afrikanischen Staaten die so genannte African Contingency Operations Training Assistance (ACOTA), ein Nachfolger der African Crisis Response Initiative (ACRI), das seit 1997 bestand. Sie bestanden zum Großteil schon vor den Terroranschlägen des 11. Septembers und wurden teilweise erst im Zuge des Antiterrorkampfes neu ausgerichtet und ausgeweitet. Für die östlichen Staaten Afrikas verkündete US-Präsident George W. Bush im Juni 2003 die Eastern Africa Counter-terrorism Initiative (EACI), die mit einem Etat von ca. 100 Millionen Dollar ausgestattet ist. Weltweit betreiben die USA das Programm „International Military Education und Training“ (IMET), hier sind insgesamt 32 afrikanische Staaten beteiligt.

    Ursprünglich ging es bei ACRI um die Ausbildung von afrikanischen Einheiten für friedenserhaltende oder friedensschaffende Einsätze etwa im Rahmen der UN. Mit ACOTA wurde der Schwerpunkt auf den Antiterrorkampf gelegt. Seit 1997 haben die USA laut Regierungsangaben mehr als 150 Millionen US-Dollar für ACRI und ACOTA ausgegeben. ACOTA-Abkommen bestehen mit Benin, der Elfenbeinküste, Ghana, Kenia, Malawi, Mali, Senegal und Uganda. Beide Programm sollen langfristig bis zu 12.000 afrikanische Soldaten aus- und weiterbilden, bis Mitte 2003 waren es nach offiziellen Angaben mehr als 5.500 Teilnehmer.

    Angesichts möglicher terroristischer Bedrohungen im und aus dem afrikanischen Raum heraus, die Experten aus den Anschlägen in Kenia und Tansania 1998 und Casablanca 2003 oder aktuell auch in Spanien im März 2004 ableiten, halten die USA im Antiterrorkampf ein vorbeugendes, verstärktes Handelns in Nord- und Ostafrika für nötig. Um nicht auf ein direktes, unter Umständen politisch problematisches Eingreifen eigener Truppen angewiesen zu sein, versuchen die USA eine eigene afrikanische Antwort auf Afrikas Probleme, aufzubauen. So unterstützten die ACRI-Programme auch die Kooperation von afrikanischen Truppen untereinander.

    Gleichzeitig eröffnen die Militärvereinbarungen der US-Armee erweiterten Handlungsspielraum in den afrikanischen Ländern. Sie können etwa teilweise die Luftbasen für Operationen nutzen. Dabei richtet sich ein besonderes Augenmerk auf die im Grenzgebiet von Algerien und Mali operierende Salafisten-Guerillatruppe GSPC. Diese terroristische Gruppierung entführte unter anderem deutsche und österreichische Touristen, die erst nach mehrmonatigen Verhandlungen – mutmaßlich gegen Lösegeldzahlungen – freigelassen wurden. Im März 2004 unterstützte das US-Militär maßgeblich eine Operation gegen die GSPC, bei der 43 Guerillakämpfer von Soldaten aus dem Tschad und dem Niger getötet wurden. Die Amerikaner lieferten Geheimdiensterkenntnisse, Aufklärungsdaten und Ausrüstung, von offizieller Seite wurde jedoch betont, darüber hinaus habe es keine Kampfhandlungen von US-Soldaten auf dem Boden gegeben.

    Weiterführende Links:

    Weitere Informationen des US-Außenministeriums zu Militärischen Trainingsprogrammen für Afrika=
    http://usinfo.state.gov/topical/pol/terr...ts/04030805.htm


    Stand: 17. März 2004

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